Eine Faustregel des Arbeitsmarkts, die kaum jemand kennt: Wer Krawatte trägt, wird eher Frührentner.
Doch der Reihe nach: In der Schweiz wird Mann mit 65 und Frau mit 64 pensioniert. Und am 25. September entscheidet das Stimmvolk, ob Frauen bald ein Jahr länger arbeiten müssen.
Nur: Stimmt das überhaupt für alle und für jeden? SonntagsBlick hat sich die Daten genauer angeschaut.
Bank- und Versicherungsangestellte gehen früh in Rente
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im «Kredit- und Versicherungsgewerbe» gehen im Durchschnitt bereits im zarten Alter von 62 Jahren in Rente, wie Zahlen des Bundesamts für Statistik verraten. Wer bei einer Bank oder Assekuranz arbeitet, lässt damit die Beschäftigten aller anderen Branchen hinter sich.
Früh Adieu sagen nicht nur die prominentesten Exponenten der Zunft, etwa der ehemalige CS-Präsident Urs Rohner, der mit 61 dem Finanzparkett den Rücken kehrte (wenn auch nicht ganz freiwillig). Ob Spitzenbanker oder Schalterfrau – bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB) gehen die Mitarbeiter im Schnitt bereits mit 61,5 in Rente. Wer sich teilpensionieren lässt, darf das Geldhaus sogar schon mit 61,3 Jahren verlassen.
Bei der Basler Kantonalbank wird man im Schnitt mit 62 pensioniert, bei der Raiffeisen-Gruppe mit 62 und zwei Monaten, bei der UBS mit 62,5 Jahren. Bis vor kurzem lag das UBS-Ruhestandsalter sogar bei 61,5 Jahren. Credit Suisse wollte keine Angaben machen.
Pensionskasse die sich sehen lässt
Früh verrentete Banker müssen in ihrem Pensionistenparadies keineswegs darben. Während Herr und Frau Schweizer im Jahresdurchschnitt 28'618 Franken von ihrer Pensionskasse ausbezahlt bekommen, überweist die der ZKB ihren Ruheständlern im Schnitt 46'076 Franken pro Jahr.
In der Versicherungsbranche zeigt sich ein ähnliches Bild. Bei Zurich Schweiz und Mobiliar geht man laut Statistik mit 63 in Pension, bei der CSS mit 63,2 Jahren. Und auch hier kann von Altersarmut keine Rede sein: Bei der Mobiliar beträgt die durchschnittliche Rente im Jahr 40'020 Franken.
Mit 56 ins Rentnerparadies
Schweizer Fluglotsen aber landen früher als alle anderen im Rentnerparadies: Bei den Frauen und Männern aus dem Tower herrscht schon mit 56 Jahren Funkstille. Die Gründe leuchten jedem ein, der es bevorzugt, eine Flugreise ohne Todesangst durchzustehen: Denn auch bei den Lotsen von Skyguide «nimmt die Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit mit zunehmendem Alter ab», wie der Bundesrat schreibt.
Über den Vorstoss von SVP-Nationalrat Andreas Glarner, das Rentenalter in ihrer Branche auf 65 hochzuschrauben, freuten sich die Fluglotsen wohl wie über einen Tiefflieger über der Startbahn. Inzwischen plant der Bundesrat eine Anhebung ihres Rentenalters – allerdings nur auf 60 Jahre, die Verhandlungen laufen.
Beamte machen etwas früher Dienstschluss
Zum Politikum wurde auch das Pensionsalter der helvetischen Uniformträger: Berufsoffiziere, und -Unteroffiziere, Militärpiloten und Grenzwächter gingen bisher mit 60 in Pension. Begründet wurde dies mit unregelmässigen Arbeitszeiten und Nachtschichten.
Auch die Diplomaten und das Personal des Aussendepartements hatten mit 60 ausgedient, je nachdem, wie exotisch und kräftezehrend ihr Einsatzort war. Neu sollen alle Staatsdiener bis zum ordentlichen Rentenalter arbeiten. Die Regelung greift aber erst 2031. «Bis dann werden noch etliche Jahrgänge mit 60 in Pension gehen», wie das Eidgenössische Personalamt mitteilt.
Generell ist festzustellen, dass die Beamten in Bern gerne etwas früher Dienstschluss machen. Bei Publica, der Pensionskasse des Bundes, gehen die Versicherten im Durchschnitt mit 63 Jahren und fünf Monaten in Pension. Die Kasse ist eine Sammeleinrichtung mit eigenständigen Vorsorgewerken, darunter die Bundesverwaltung und der Bereich ETH. Betrachtet man allein die Zahlen der Bundesverwaltung, liegt das Pensionsalter immerhin etwas tiefer.
Rund jede und jeder Zweite bei der Publica Versicherte lässt sich frühpensionieren. Die Bundeskasse zahlt Rentnern durchschnittlich 46'838 Franken im Jahr, ihren Rentnerinnen aber lediglich 26'227 Franken, was im Schnitt 41'719 Franken Rente pro Jahr und Person ergibt.
Sonderfall Bauarbeiter
Auch die Beschäftigten der Städte und Kantone sowie Lehrerinnen und Lehrer beenden ihr Arbeitsleben häufig etwas zeitiger als Normalsterbliche: Wer etwa bei der Stadt Bern angestellt war, geht im Schnitt mit 62,8 Jahren in Pension. Lehrerinnen und Lehrer im Kanton Bern treten den Ruhestand im Schnitt mit 63,7 und die Mitarbeitenden des Kantons Zürich mit 63,8 Jahren an. Im Kanton Basel Stadt gehen Lehrerinnen und Lehrer mit 63 in Pension.
Bauarbeiter werden ebenfalls frühzeitig pensioniert, für sie wurde die Rente ab 60 eingeführt. Allerdings ist deren Gesundheitszustand in den seltensten Fällen mit dem anderer Berufsgruppen vergleichbar, weshalb auch nicht von einem Privileg gesprochen werden kann.
Ob in der Arbeitswelt am Ende die Chefs oder die Untergebenen länger durchhalten, lässt sich nicht abschliessend bestimmen. Führungskräfte arbeiten im Schnitt bis 64,3, Hilfsarbeiter dagegen bis 65,7 Jahre.
Wer arbeitet am längsten?
Bei den vielen Frühabgängern drängt sich die Frage auf: Wer hält überhaupt bis zum ordentlichen Rentenalter durch – und wer ackert darüber hinaus? Die Antwort: Es sind die Bauern, die den Karren am längsten ziehen. Erst mit 67,5 Jahren machen sie Feierabend.
Aber auch Freiberufler im wissenschaftlichen und technischen Bereich arbeiten im Schnitt bis 67. Das gleiche gilt für die Kunst- und Unterhaltungsbranche sowie in privaten Haushalten.
Und Wirte wirtschaften im Schnitt bis 66. Wie der Volksmund so treffend sagt: «Was ist denn das für eine Wirtschaft hier?»
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