Die neuesten Zahlen des Bundesamtes für Statistik zeigen: Insgesamt 20'130 Flüchtlinge bezogen im Jahr 2015 Sozialhilfe in der Zuständigkeit des Bundes. Seit 2010 hat sich die Zahl dieser Sozialhilfebezüger verdoppelt. Besonders viele sind Eritreer. Warum tun sie sich besonders schwer damit, eine Arbeit zu finden? SonntagsBlick suchte im Aargau nach Antworten.
Bei Samson Kesete (29) dreht sich alles um das, was er nicht hat – Arbeit. Wie er einmal seiner Tochter erzählen solle, was er sein Leben lang gemacht habe, fragt der Mann aus Aarau. «Soll ich ihr sagen, ich habe geschlafen, Kaffee getrunken und Facebook durchgescrollt?»
Doch genau das sei sein Leben: «Ich kann abends nicht einschlafen. Ich bin nicht müde.»
Samson will einen Beitrag für die Gesellschaft leisten
Kürzlich habe er drei Monate in einem Integrationsprojekt gearbeitet – gratis. Am Ende habe er gefragt, ob er länger bleiben könne, ebenfalls gratis. «Ich durfte nicht. Es gab keinen Platz.»
Er schreibe Bewerbungen und suche mögliche Arbeitgeber auf, zum Beispiel an Kebab-Ständen. Aber keiner wolle ihn. «Irgendjemand muss mir eine Chance geben!»
Anfang Monat hat er einen Brief für das Migrationsamt Aargau verfasst. Er bittet, seinen Status vom vorläufig aufgenommenen zum anerkannten Flüchtling zu ändern. So hofft er, einfacher eine Stelle zu finden.
«Ich möchte endlich weg von dieser sozialen Abhängigkeit und meinen Beitrag für die Gesellschaft leisten», steht in dem Schreiben. Seit acht Jahren ist Kesete hier. «In 40 Jahren bin ich ein alter Mann. Dann muss ich in ein Haus für alte Menschen – wie heisst das? Wie soll ich das einmal bezahlen?»
Efrem hofft jetzt auf den Frühling
18 Minuten dauert es mit dem Zug von Aarau nach Aarburg, wo der Eritreer Efrem Tsehaye (32) lebt. In einem Ordner hat er wichtige Dokumente abgelegt – Krankenkassenpolice, Handyvertrag, Bestätigungen für den Deutschkurs A2.
Seit dreieinhalb Jahren ist er nun schon in der Schweiz: «Ich will arbeiten. Egal, was.» Die letzte Bewerbung hat er heute geschrieben – für eine Malerstelle in Rheinfelden. Im Temporärbüro sagte man ihm, es sei schwierig, im Winter einen Job zu finden. Tsehaye hofft nun auf den Frühling.
An der Wand in seinem Zimmer hängt ein Zettel, darauf hat er von Hand geschrieben: «Mein lieber Gott, danke dafür, dass ich heute wieder wach und gesund bin. Danke für alles.» Daneben hängt der Abfallentsorgungskalender von Aarburg.
Nabil Asefaw (41) braucht keine Sozialhilfe. Er arbeitet als Stapler-Mechaniker in Egerkingen SO. In Eritrea war er Flugzeugmechaniker, bis ihn die Diktatur um seine Zukunft betrog.
Heute lebt er mit seiner Frau und sechs Kindern – vier eigenen und zwei seiner verstorbenen Schwester – in Zofingen. Der 41-Jährige spricht sehr gut Deutsch. Er kam vor acht Jahren in die Schweiz. Zu Beginn war sein Urteil über Landsleute hart, die keine Arbeit hatten. Mittlerweile sehe er Schwierigkeiten, die kaum zu überwinden sind.
Die jungen Leute haben Potenzial
Viele Eritreer seien völlig verloren in einer Welt, die sie nicht kennen. Und ohne Hoffnung, hier jemals akzeptiert zu werden. Asefaw kritisiert die Asylindustrie, wie er sie selber nennt. «Es gibt viele Leute, die an uns Flüchtlingen gut verdienen, sich aber nicht dafür interessieren, uns zu helfen.»
Damit Eritreer eine Arbeit finden, brauche es gut ausgebildete Schlüsselpersonen, die ihren Landsleuten helfen, sich zurechtzufinden, effizientere Deutschkurse und bessere Beratung bei der Stellensuche. «Die jungen Leute haben Potenzial. Sie brauchen eine Chance, um zu zeigen, was in ihnen steckt.»
Asefaw versucht, den Schwierigkeiten des Lebens mit Humor zu begegnen. Nicht alles ist lustig: «In Eritrea hatte ich eine Vergangenheit, eine Geschichte. Hier bin ich niemand und bleibe das auch.»
Sein jüngster Sohn hüpft gerade auf einem Plastik-Esel durch die Wohnung. Die Schweizer hätten kürzlich über die Akzeptanz der dritten Generation Ausländer abgestimmt, sagt Asefaw. «Da ging es um die Kinder von meinem Sohn. Wie soll ich da jemals akzeptiert werden?»
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