So lebt Heiko Rodde (55) in Wiliberg AG
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Ausländerserie:So lebt Heiko Rodde (55) in Wiliberg AG

Der Deutsche Heiko Rodde lebt seit 5 Jahren in Wiliberg AG und fühlt sich völlig integriert
«Für den Hauskauf liess ich meine Frau anrufen»

Ausländer in der Schweiz: Oft leben sie in Städten oder Agglomerationen. Doch es gibt auch welche, die in kleinen Dörfern wohnen – und sich problemlos integriert haben. Einer von ihnen ist der Deutsche Heiko Rodde (55) aus Wiliberg AG.
Publiziert: 29.07.2019 um 19:51 Uhr
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Aktualisiert: 30.07.2019 um 13:08 Uhr
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Heiko Rodde und seine Ehefrau Sabine sind begeisterte Sportler – und haben ihr Glück gefunden.
Foto: Daniel Kellenberger
Ralph Donghi

Sie sind selten geworden, die Dörfer in der Schweiz, wo kaum Ausländer wohnen. Wo sich jeder kennt, man per du ist. Wo es kaum Lärm gibt, nur Kuhglocken und Grillen zu hören sind. Oder ab und an ein Velofahrer, der vorbeizischt.

Triathlet Heiko Rodde (55) ist so ein Velofahrer. Und er wohnt in einem solchen Dorf. Rodde wohnt in Wiliberg AG, welches knapp 170 Einwohner zählt. Als einer von fünf Ausländern ist er hier selbst als Deutscher ein Exot. «Anfangs musste ich schon den einen oder anderen Spruch eines Schweizers wegstecken», erinnert er sich.

Mehr Schweizer als Freunde

Das war vor 30 Jahren. Rodde wohnte nahe der Grenze. Hatte eine Lehre als Gas-, Wasser- und Heizungsinstallateur sowie eine Zusatzlehre als Spengler abgeschlossen. Und er wollte «als Grenzgänger arbeiten, weil es in der Schweiz an Fachkräften mangelte».

Er habe lange in Wettingen AG gearbeitet, rasch Fuss gefasst. «Ich habe heute fast mehr Schweizer Freunde als deutsche und bin bei der Arbeit pingeliger als manch ein Schweizer», grinst er.

166 Einwohner und nur 5 Ausländer

Wiliberg existiert seit 238 Jahren. Es liegt im oberen Uerkental, gehört zum Bezirk Zofingen und grenzt an den Kanton Luzern. Flächenmässig ist Wiliberg die viertkleinste und mit momentan 166 Einwohnern (Stand Ende Juni 2019) die kleinste Gemeinde im Kanton Aargau. Der Steuerfuss liegt bei 109 Prozent. Die zwei Gemeinderätinnen und die drei Gemeinderäte sind allesamt parteilos. In dem Ort wohnen gerade mal fünf Ausländer, deshalb liegt der Ausländeranteil bei nur drei Prozent.

Wiliberg existiert seit 238 Jahren. Es liegt im oberen Uerkental, gehört zum Bezirk Zofingen und grenzt an den Kanton Luzern. Flächenmässig ist Wiliberg die viertkleinste und mit momentan 166 Einwohnern (Stand Ende Juni 2019) die kleinste Gemeinde im Kanton Aargau. Der Steuerfuss liegt bei 109 Prozent. Die zwei Gemeinderätinnen und die drei Gemeinderäte sind allesamt parteilos. In dem Ort wohnen gerade mal fünf Ausländer, deshalb liegt der Ausländeranteil bei nur drei Prozent.

Von der ehemaligen Käserei begeistert

Vor zehn Jahren lernte Rodde seine heutige Ehefrau Sabine (48), Spitex-Angestellte und erfolgreiche Duathletin, in der Rösselerszene kennen. «Es war Liebe auf den ersten Blick», sagt er. Schon bald seien sie in Oftringen AG zusammengezogen.

Dann sei der Tag gekommen, der darüber entschied, dass sie heute seit fünf Jahren in Wiliberg wohnen. «Es war vor Weihnachten, als ich über den Wiliberg fuhr», so Rodde. «Es war dieser Wow-Effekt. Ich kam aus dem Nebel und sah diese Gegend. Genau das, was ich lange gesucht hatte.»

Und Rodde sieht vor allem eines: ein Verkaufsschild an einem Haus, einer ehemaligen Käserei. «Das war ein Zeichen!» Er habe es fotografiert und es dann seiner Frau gezeigt. «Sie war auch begeistert. Für den Hauskauf liess ich aber sie anrufen. Ich wusste, es war ein kleiner Ort. Und ich hatte keine Ahnung, wie es rauskommen würde, wenn einer Hochdeutsch spricht.»

Integration hat problemlos geklappt

Doch es klappte mit dem Kauf. Heute ist das Haus umgebaut – und die Roddes sind «angekommen». Die Integration habe problemlos geklappt. Rodde: «Die Leute hier sind extrem nett.» Von Ausländerfeindlichkeit sei nichts zu spüren. Er wisse nicht, warum die Ausländerquote hier so tief sei.

Auch Gemeindeammann Patric Jakob (52, parteilos) rätselt: «Vielleicht wohnt der typische Ausländer lieber in der Stadt und ist nicht ein typischer Hausbesitzer wie in Wiliberg, wo es kaum Mietwohnungen hat.»

«Stadtkinder wachsen heute ja halb steril auf»

Wiliberg hat keinen Dorfladen, keine Busverbindung. Und Oberstufenschüler müssen auswärts zur Schule. «Dafür haben wir eine Dorfbeiz und Hofläden, wo man Gesundes kriegt», sagt Rodde. Jakob ergänzt: «Im Notfall holt man bei uns den Zucker beim Nachbarn und nicht im Tankstellenshop.»

Und die Schule? Rodde lacht: «Zum Kinderzeugen bin ich fast ein bisschen zu alt.» Zudem habe seine Frau zwei erwachsene Töchter. Und Primarschüler würden in Wiliberg zur Schule gehen und die nahe Natur geniessen können. «Stadtkinder hingegen wachsen heute ja halb steril auf.»

Rodde möchte weniger Strassenbeleuchtung 

Aber klar, so Rodde: «Es gibt Verbesserungspotenzial. Wie etwa in der Nacht die Strassenbeleuchtung zu reduzieren.» Jakob dazu: «Es gibt halt auch Leute, die froh sind, wenn jeder Winkel ausgeleuchtet ist.» Es gebe andere Probleme – etwa dass der Steuerfuss von 109 Prozent steigen könnte, «weil wir vom Kanton jedes Jahr weniger Geld kriegen».

Zu den fünf Ausländern im Dorf sagt Jakob: «Sie sind Bürger wie andere auch. Ausser dass sie an der Gemeindeversammlung fehlen.» Sie dürften dabei sein, aber: «Sie haben kein Stimmrecht. Darum ist die Versammlung für sie nicht so interessant.»

Ehepaar möchte in Wiliberg alt werden

Für die Zukunft wünscht sich Rodde, dass er irgendwann den Schweizer Pass kriegt. «Damit ich nicht alle Jahre meine Aufenthaltsbewilligung erneuern muss.»

Zudem würden er und seine Frau gerne in Wiliberg alt werden. «Auch wenn wir, weil Wiliberg keinen Friedhof hat, irgendwann im Nachbardorf unsere letzte Ruhe finden.»

Unter Schweizern

Über zwei Millionen Ausländer leben in der Schweiz, viele in den Städten und Agglomerationen. Daneben gibt es Dörfer, die ihre Ausländer an einer Hand abzählen können, wo diese fast noch exotisch sind. BLICK besucht rund um den 1. August solche Orte und schaut, wie das Zusammenleben ist.

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