Wenn Hamez Gashi (39) an die vergangenen drei Monate denkt, muss er immer wieder den Kopf schütteln. «Das war nicht mehr normal», sagt er und verdreht die Augen. Und schiebt hinterher: «Es gab Tage, da wurde mir alles zu viel, und ich wollte von niemandem mehr etwas hören.»
Es ist Anfang Mai, als Gashi spätabends ein Video auf Facebook veröffentlicht, das sein Leben nachhaltig verändern sollte. «Dabei war in dem Clip nur eine Baustelle zu sehen», wie er sagt. Das Video zeigt seinen ganzen Stolz. Sein Projekt. Ein halb fertiger, 28 Quadratmeter grosser Pool mit rötlich schimmernden Steinwänden und mehreren zentimeterdicken Glasscheiben dazwischen. Gebaut hat ihn Gashi aber nicht für sich oder seine Familie, sondern für seine Sammlung von sündhaft teuren Koi-Karpfen (ein Fisch ab 300 Franken). Zwei Jahre lang hat er in Sutz BE immer wieder an seinem Traum geschuftet.
Weltweite Berühmtheit durch Internetvideo
Schon in der ersten Stunde nach seinem Posting machte das Bastelvideo mehrere Zehntausend Klicks. Dann explodieren die Zahlen – bis heute wurden die Aufnahmen über vier Millionen Mal angeschaut. Über Nacht wurde Gashis Karpfen-Pool zum viralen Hit, er selbst zur gefragten Person. TV-Stationen aus aller Welt wollen Interviews, auf dem Balkan soll er in einer Talkshow auftreten (BLICK berichtete). «Sogar ein Influencer aus Mexiko wollte vorbeikommen und sich mit meinem Karpfen-Pool filmen lassen.» Doch der Berner erteilt allen eine Absage: «Ich habe das alles nicht gesucht. Mir geht es nur um meine Fische.»
Jetzt ist das Edelbecken fertig. Seine 21 Karpfen haben nun ein luxuriöses Zuhause, drei weitere Exemplare im Wasser sind von einem Bekannten. Ein teures Hobby: Einige der Tiere kosten so viel wie ein Kleinwagen. «Die Kois sind wie eine Sucht. Manchmal sitze ich bis spät in die Nacht bei ihnen zur Beruhigung», sagt Gashi.
Ungebetener Gast in der Nacht
«Alles andere als beruhigend war es, als eines Tages plötzlich ein Fremder in meinem Garten stand und Fotos vom Fischbecken machte», sagt der Pool-Bauer. Es war einer dieser Momente, in denen Gashi bereute, das Video überhaupt veröffentlicht zu haben. Auch, was ihn sein ausgefallenes Hobby mit dem Bau des Pools insgesamt gekostet hat, will der Karpfen-Liebhaber nicht sagen, denn seine Leidenschaft ruft auch Neider auf den Plan. Doch Gashi sagt: «Andere stecken ihr Geld in schöne Autos oder teure Ferien. Ich investiere meins in Karpfen.»
Ein dicker Fisch in der Koi-Szene
Im Dorf kennt man Gashi mittlerweile. Auf der Strasse wird er angesprochen, für viele ist er einfach «der mit den Fischen». In der internationalen Koi-Karpfen-Szene hat sich der Schweizer mit dem selbst gebauten Pool aber nun grossen Respekt erarbeitet. Mittlerweile wird er als VIP-Gast an Kenner-Treffen eingeladen.
Die Aufmerksamkeit ist Gashi manchmal zu viel. Für etwas will er seine Popularität aber nutzen. Der Plan: «Im nächsten Jahr will ich zusammen mit einem Freund eine grosse Karpfen-Messe in der Schweiz organisieren.» Der Erfolg seines Videos habe ihm gezeigt, dass sich viele Leute für das Thema interessierten. Sein Ziel: «Für mich wäre es das Schönste, wenn sich noch mehr Menschen für Kois faszinieren könnten.»