«Lassen Sie den Bahnhof mit Musik erklingen», fordert die SBB in Bülach ZH die Pendler auf. Dort stand bis vor kurzem ein Krompholz-Klavier. Pianist David Nefflen (58) aus Zürich-Seebach kommt der Aufforderung nach, spielt Stück um Stück und erntet mit seinem Boogie Woogie viel Applaus. Und einige Münzen in seinem Becher.
«Ich mache das nicht fürs Geld, sondern zur Freude», sagt der 58-Jährige bescheiden zu BLICK. «Aber wenn mir die Leute etwas geben, sehe ich das als Anerkennung, als Austausch, als Zeichen der Dankbarkeit.» Es zeige, dass ihnen die Musik gefällt. «Meine besondere Freude ist es schon seit jeher, fröhliche Menschen zu erleben, die im Rhythmus meiner Musik wippen, klatschen oder tanzen. Manche werden manchmal völlig aufgeweckt, weil sie aus der Stumpfheit des Alltags gehoben werden – der eine oder andere lässt sogar den Zug davonfahren, weil er ganz in meine Musikwelt taucht.»
Instrumente werden oft von Vandalen beschädigt
Fast jeden Sonntag reist Nefflen, der unter der Woche als Ausrüster in einer Druckerei arbeitet, an einen Bahnhof, um zu spielen. Auf der SBB-Webseite informiert sich Nefflen jeweils, wo derzeit ein Krompholz-Klavier aufgestellt ist – denn alle paar Wochen ändern die SBB die Standorte. «Als ich einmal beruflich in Luzern war, habe ich das öffentlich aufgestellte Klavier entdeckt. Seither reise ich an den Wochenenden den Klavieren nach. Ich schaue allerdings, dass sie nicht zu weit von meinem Wohnort entfernt sind.»
Manchmal treffe er leider auch auf beschädigte Instrumente. «Wenn es geht, flicke ich sie provisorisch», sagt Nefflen. In Bülach war dies allerdings nicht möglich, denn Vandalen hatten ein ganzes Pedal abgebrochen. Ausserdem ist es der Jahreszeit entsprechend kalt und feucht, was sich im Mechanismus des Klaviers bemerkbar macht. «Das ist sehr schade. Jetzt kann ich nicht allen Wünschen der Zuschauer nachkommen. So bleibe ich heute deshalb beim Boogie Woogie, da fällt nicht auf, dass der Mechanismus defekt ist.»
Sein Spiel am Bahnhof verschafft ihm Engagements
Ganz ohne Eigennutz sind seine Bahnhof-Auftritte allerdings doch nicht. Weil er auch auf privaten Festen als Unterhaltungsmusiker spielt, macht er vor Ort Werbung. Wird er danach gefragt, verteilt er seine Visitenkarte. «So kann ich auf mich aufmerksam machen. Auf diese Weise wurde ich schon einmal für ein Geburtstagsfest gebucht. Und ich habe viele weitere Anfragen.»
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