«Das Tal, in dem die Menschen vom Himmel fallen»
Deutsche Bahn wirbt mit toten Basejumpern für Lauterbrunnen

In ihrem Kundenmagazin «Mobil» schreibt die Deutsche Bahn über die makabersten Details zu den Basejump-Unfällen in Lauterbrunnen. Und preist ihre günstigen Tarife für die Fahrt ins Berner Oberland an.
Publiziert: 26.08.2015 um 21:19 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 03:37 Uhr
Zwei Basejumper stürzen sich in Lauterbrunnen in die Tiefe.
Foto: Keystone

Es gibt viele Gründe, Lauterbrunnen im Berner Oberland zu besuchen. Das Tal zählt zu den grössten Naturschutzgebieten der Schweiz. Zu entdecken gibt es eine faszinierende Landschaft mit grünen Alpwiesen und 72 Wasserfällen. Für Biker und Wanderer dient Lauterbrunnen zudem als Ausgangsort zu den bekanntesten Ausflugszielen in der Jungfrau Region.

Für die Deutsche Bahn scheint das alles nebensächlich. In der jüngsten Ausgabe ihres Kundenmagazins «Mobil» berichtet das Unternehmen über Lauterbrunnen als Mekka für Basejumper. Im Grunde nichts Aussergewöhnliches für ein Magazin das seinen Lesern Ausflugstipps gibt. Schliesslich ist der Ort in der Szene weltweit beliebt. Doch wer den Artikel durchliest, wundert sich über den morbiden Inhalt.

«Mobil» bezeichnet Lauterbrunnen als «das Tal, in dem die Menschen vom Himmel fallen». Auf drei Seiten erfährt der Leser unter anderem, dass hier in 26 Jahren schon 41 Basejumper zu Tode gekommen sind.

Auch ein Bauer kommt im Artikel zu Wort. Dieser erzählt, wie seine Tochter einen tödlichen Absturz mit ansehen musste, als sie zwölf Jahre alt war. «Sie ging mit dem Hund am Fluss spazieren, hörte einen Schrei, dann sauste ein Körper über sie hinweg, ein dumpfer Knall, Stille.» Noch Jahre später habe die Tochter Albträume gehabt.

Leichentransport per Helikopter

«2011 picknickten Kinder der nahen Primarschule im Freien, als ein Basejumper verunglückte. Sie sahen nicht nur den Todessturz, sondern auch, wie der Leichnam, am Helikopter hängend, aus dem Tal geflogen wurde», heisst es weiter im Text. Bergromantik tönt anders.

Sogar Gemeindepräsident Martin Stäger kommt zu Wort. Doch - man ahnt es – auch er spricht nicht etwa über saftige Wiesen oder die malerische Bergkulisse. Stattdessen wird er wie folgt zitiert: «Wenn Kinder zuschauen müssen, wie die Jumper an der Felswand zerschmettert werden und anschliessend tot in ihrem Garten liegen, sind die Eltern nicht immer erfreut».

Zum Schluss des Artikels gibt die Bahn noch Anreisetipps. «Mit dem Europa-Spezial der Bahn ab 39 Euro in die Schweiz. Der ICE fährt bis Interlaken. Von dort sind es mit der Schweizer Regionalbahn etwa 20 Minuten bis nach Lauterbrunnen.»

Na dann – nichts wie los! (vsc)

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