An Auffahrt schied der australische Biologe David Goodall in der Schweiz mittels begleitetem Suizid aus dem Leben. Er war nicht unheilbar krank. Er beklagte sich jedoch über einen massiven Verlust an Lebensqualität. Er mochte ganz einfach nicht mehr.
Die Baselbieter Sterbehilfeorganisation Eternal Spirit erfüllt dem 104-jährigen Wissenschaftler im Sterbezimmer in Liestal den letzten Wunsch. Neben Eternal Spirit wird Goodall auch von Exit International, einer australischen Sterbehilfeorganisation, unterstützt.
Zwei Wochen nach seinem Tod veröffentlicht Exit International nun ein Schreiben: Goodalls letzte private Diskussion. Diese Gedanken äusserte Goodall am Morgen seines Todestags. Und zwar auf der Fahrt von Basel nach Liestal. Mit dabei: Philip Nitschke, enger Vertrauter von Goodall und Direktor von Exit International, und Ruedi Habegger von Eternal Spirit.
«Beitrag gegen die Überbevölkerung des Planeten»
Goodall zeigt sich im Gespräch mit Nitschke und Habegger besorgt über die Zukunft unseres Planeten. Er sagt: «Es gibt einfach zu viele von uns, die zu viel konsumieren und zu viele Ökosysteme zu schnell verändern.» Nitschke erklärt BLICK: «Goodalls Sterbewunsch war also auch ein Beitrag und ein Statement gegen die Überbevölkerung unseres Planeten und gegen die Klimaerwärmung.»
Für seine Worte erhält Goodall viel Zuspruch. Und die Menschen werten es auch positiv, dass er damit an die Öffentlichkeit ging und keinen Hehl aus seinem Todeswunsch machte. «Wir erhalten seither deutlich mehr Anfragen von alten Menschen, die nicht unheilbar krank sind, aber dennoch sterben wollen», sagt Goodall-Vertrauter Nitschke. «Mit seiner Entscheidung hat David Goodall vielen Menschen die Angst vor dem Sterben und dem Tod genommen. Mit seinem Handeln und seinen Worten wollte er den Menschen zeigen, dass der Tod etwas Natürliches ist.»
Auch Eternal Spirit erhält Zuspruch
Offenbar hat das den Sterbetourismus beflügelt: «Sie wollen es David gleichtun. In die Schweiz kommen – und sterben», sagt Nitschke.
Auch die Reaktionen gegenüber Eternal Spirit sind positiv. «Ich hab nur Gutes aus der Bevölkerung gehört. Seit dem Goodall-Fall wollen noch mehr Menschen eine Mitgliedschaft bei uns abschliessen», sagt Präsidentin Erika Preisig zu BLICK. «Mehr Sterbebegleitungen können wir aber nicht durchführen. Unser Maximum liegt bei 80 assistierten Suiziden pro Jahr.»
Denn Eternal Spirit will nicht, dass das Beispiel Goodall Schule macht. «Unser Ziel ist die weltweite Legalisierung von assistiertem Suizid. Und nicht noch mehr Sterbetourismus.»
Die Folgen des Goodall-Falls freuen Preisig trotzdem: «Er hat dazu beigetragen, dass das Thema Tod enttabuisiert wird.»