Es riecht nach frisch aufgebackenem Zopf. Manfredo Cörper (56) streicht Nutellabrote. Es ist 6.30 Uhr morgens, der Leiter des Morgen-Tischs ist bereit für die ersten hungrigen Kinder.
Im Quartierzentrum Gutschick in Winterthur ZH essen rund 15 Schüler jeden Werktag Zmorge. Weil sie sonst hungrig zum Unterricht müssten. «Immer mehr Kinder müssen ohne Frühstück aus dem Haus und können sich dann in der Schule nicht konzentrieren», sagt der freiwillige Helfer.
«Hoi Manfredo», begrüssen die Kinder den Mann mit der Kochschürze. Sie werfen für den Zmorge einen symbolischen Betrag von einem Franken ins Kässeli. Bald beginnt die erste Stunde im Schulhaus nebenan. Die Tische sind zu einem grossen Hufeisen zusammengeschoben. «Ich komme hierher, weil es gut schmeckt», sagt eine Elfjährige. «Ich habe frei heute, ich esse trotzdem hier, weil es cool ist», erzählt ein Neunjähriger. Kurz vor acht Uhr kommt ein Erstklässler mit verschlafenem Gesicht. «Du bist leider zu spät, gleich beginnt für dich die Schule», sagt Cörper. Er streicht ihm schnell ein Nutellabrot.
«Die Schulleiterin hat mich angefragt, ob wir den Kindern ein Zmorge machen können», sagt die Leiterin des Kinder- und Jugendtreffs Gutschick, Monika Bosshard (57). Die Kinder waren öfter zu spät und mit leerem Magen in der Schule erschienen – oder tauchten gar nicht erst auf. Die Gründe dafür sind unterschiedlich: «Die Eltern müssen früh zur Arbeit oder sind im Schichtbetrieb tätig und schlafen noch. Es gibt aber auch schwerwiegendere Fälle, wie eine alleinerziehende Mutter, die Medikamente nimmt und es nicht schafft aufzustehen», sagt Bosshard. Andere Kinder kommen wegen der Gemeinschaft: «Bei uns können sie entspannt in den Tag starten.»
Den Morgen-Tisch gibt es dank Spenden und vier freiwilliger Helfer. Eine Mitarbeiterin ist zu 30 Prozent angestellt und wird von der katholischen Kirchgemeinde bezahlt. «Das Brot bekommen wir von den Bäckereien gratis. Nutella und Konfitüre spenden Quartierbewohner», sagt Bosshard.
Die Kinder nehmen ausser dem Zmorge noch mehr mit: «Die Buben haben gelernt, den Tisch abzuräumen. Einige haben zu Hause noch nie einen Mann in einer Kochschürze gesehen. Inzwischen haben sie sich daran gewöhnt», sagt Manfredo Cörper. Das Zmorge-Projekt läuft seit März. Im Frühling wird Bilanz gezogen.
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