Das meint SonntagsBlick
Jetzt müssen sich die Behörden zusammenreissen

Vieles hängt von Bund und Kantonen ab, wie rasch die Schweiz gesundet. Nur wer versteht, warum sie oder er geimpft werden muss, wird dies auch tun. meint SonntagsBlick-Reporter Sven Zaugg.
Publiziert: 22.11.2020 um 11:30 Uhr
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Aktualisiert: 22.11.2020 um 15:22 Uhr
«Bis die Normalität wiederkehrt, wird es dauern», sagt SonntagsBlick-Reporter Sven Zaugg.
Foto: Paul Seewer
Sven Zaugg

Welche Freude, wenn der Albtraum bereits im Frühjahr ein schnelles Ende nähme: kurz impfen – und gut ist! Eine Wunschvorstellung, wie sie nicht wenige Schweizerinnen und Schweizer ­hegen, auch ich. Indes: Sie gehört ins Reich der Träume. Was uns in den kommenden Monaten abverlangt wird, ist noch mehr ­Geduld, noch mehr Resilienz.

Wir sind müde geworden. Unsere Kräfte sind erschöpft, die Stimmung ist bedrückt. Nun aber keimt leise Hoffnung. Vielversprechende Impfungen stehen in der letzten Testphase oder haben sie bereits hinter sich.

Doch bis die Normalität wiederkehrt, wird es dauern. Auch wenn die Herstellung der Impfstoffe noch so zügig vorangeht und die Pharmariesen mehr als zuversichtlich sind – Daten zeigen: Die Ergebnisse der Tests sind mal besser, mal schlechter – und die Evaluation, welches Präparat sich für wen empfiehlt, ist eine höchst komplexe Angelegenheit. Vorsicht ist geboten.

Sind die Ampullen mit dem Wirkstoff endlich da, wird nach Plan ­geimpft. Zuerst die Verletzlichsten und die Gefährdetsten unserer ­Gesellschaft: Alte, Kranke, Menschen in Pflegeberufen, Ärzte. Sie erhalten voraussichtlich ein Präparat, das weder 100-prozentig noch lebenslänglich schützt. Nach ihnen folgt der Rest der Bevölkerung. Noch bevor geimpft wird, braucht es Vertrauen. In Wirkstoff und Behörden. Bund und Kantone müssen bei der Impfempfehlung mit einer Stimme sprechen. Von ihnen hängt es ab, wie rasch die Schweiz gesundet. Nur wer versteht, warum sie oder er geimpft werden muss, wird dies auch tun.

Keine leichte Aufgabe in einem Land, in dem Teile der Bevölkerung ihre Impfskepsis nicht verhehlen – und in dem das Vertrauen in den Bundesrat ­erschüttert ist.

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