Der 104-jährige David Goodall hat aus seinem Tod ein Spektakel gemacht. Der Australier reiste in die Schweiz, weil in seiner Heimat Sterbehilfe verboten ist. Er gab Dutzenden von Medien Auskunft, sogar seine letzten Worte kennen wir.
Diese laute Inszenierung hat viele Schweizer abgestossen, sie empfanden es als ein morbides Happening. Und in Leserforen wird kritisiert, dass der Tod dieses Fremden den hiesigen Steuerzahler sogar etwas Geld kostet. Die Reaktionen sind nachvollziehbar. Denn das Thema ist heikel, zutiefst intim. Jeder reagiert auf seine persönliche Weise darauf.
Der Tod ist grenzenlos
Auch ich empfand den Todeshype anfänglich als stillos, ein bisschen zu aufdringlich. Aber er wurde aus gutem Grund gemacht. Der alte Mann hatte neben seinem Sterbenswunsch eine Botschaft, er wollte etwas bewirken. Ein letztes Plädoyer halten für das Recht auf das würdige, selbstbestimmte Ende. Um gehört zu werden, muss man heute sogar beim Tod laut werden.
Ich bin froh, dass begleitete Sterbehilfe in der Schweiz straffrei ist. Die Gewissheit, im äussersten Extremfall das Leben beenden zu können, ist erleichternd, befreiend, menschenwürdig. Dieses letzte Recht gestehe ich selbstredend auch jedem anderen zu. Wer es in seinem Land nicht wahrnehmen darf, soll bei uns die Möglichkeit dazu haben. Der Tod kümmert sich bekanntlich nicht um Grenzen.