Das Geschäft mit Fremdgehzimmern boomt
Seitensprung zum Zmittag!

Mit Seitensprung-Zimmern verdienen sich manche Vermieter eine goldene Nase. Die Nachfrage nach dem diskreten Angebot steigt.
Publiziert: 31.08.2014 um 16:43 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 19:53 Uhr
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Vermieter Mailo S. vor dem Bett mit der Zebra-Wäsche.
Foto: Philippe Rossier
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Vermieter Mailo S. vor dem Bett mit der Zebra-Wäsche.
Foto: Philippe Rossier
Von Jessica von Duehren

Topfpflanze, Doppelbett, Sitzecke: Die Wohnung von Mailo S.* versprüht nicht gerade Erotik. Doch die 25 Quadratmeter in einem Vorort von Solothurn haben es in sich. Der 35-Jährige liefert Interessierten den Schlüssel zum Seitensprung!

Und zwar buchstäblich: Seit zwei Jahren vermittelt S. per Internet Wohnungen an untreue Manager, Bäcker, Versicherungsberater oder Hausfrauen.

Vier heimliche Stunden gibts bei ihm für 100 Franken. «An guten Tagen habe ich zwei bis drei Buchungen pro Zimmer», sagt der Vermieter.

Drei Seitensprung-Zimmer bietet der ehemalige Verkäufer an: in den Kantonen Aargau, Solothurn und Zürich. «Die Besitzer denken, dass ich in den Wohnungen lebe», sagt S. «Was ich hier wirklich mache, wissen sie nicht.» Rund 9000 Franken verdient er so im Monat. Die Kosten für Miete und Putzfrau gehen davon ab – Steuern nicht. Ein lukratives Geschäft.

Das weiss auch Erwin Anderhub (47), Betreiber der Online-Plattform seitensprungzimmer.ch: «Die Vermieter merken, dass sie gutes Geld machen können und bieten immer mehr Zimmer an.» 60 Wohnungen hat Anderhub auf seiner Website derzeit im Angebot, Tendenz steigend. Max M.* (45) weiss, warum die Seitensprung-Suiten bei Fremdgängern so beliebt sind. Er ist Familienvater, seit 20 Jahren verheiratet und seit fünf Jahren Stammkunde von Mailo S. «Es ist einfach diskreter. Im Hotel muss man die Personalien angeben.»

Nicht so bei Mailo S. Den Schlüssel holen sich die Kunden aus einem codegesicherten Kasten in der Nähe der jeweiligen Wohnung. Die «Miete» legen sie nach dem Schäferstündchen in einen Safe im Badezimmer. Keine Kreditkartenabrechnungen, keine Beweise ...

Ob pure Lust am Sex oder komplizierte Familienverhältnisse: «Die Gründe, warum Kunden bei mir ein Zimmer mieten, sind unterschiedlich», sagt S. Da ist der Muslim, der keine Frau, die er nicht heiratet, zu den Eltern nach Hause bringen darf. Oder die Ehefrau, die 20 Kilo abgenommen und wieder Lust auf Sex hat – der Ehemann aber nicht. Und: «Manche haben Kinder, da ist eine Trennung schwerer», so S.

Susanne S.* (37), Buchhalterin aus Zürich, ist seit 18 Jahren in einer festen Beziehung, ihre Tochter neun Jahre alt. «Seit zwei Jahren habe ich eine Affäre», sagt sie. Drei bis vier Mal im Monat trifft sie ihren Geliebten in einem der Seitensprung-Zimmer – und fühlt sich wohl dabei: «Es ist hier viel angenehmer und persönlicher als ein Hotelzimmer.»

* Namen der Redaktion bekannt

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