Die Ende 2019 geplante Abschaltung des AKW Mühleberg ist auf Kurs. Seit gestern liegen die Pläne für die Stilllegung des Atomkraftwerks im Gemeindehaus von Mühleberg BE öffentlich aus, die Bürger können sie einsehen.
Seit dem Reaktorunglück im japanischen Fukushima 2011 stieg der politische Druck für die Stilllegung des AKW. Und da es seit über 40 Jahren am Netz ist, hätte es für viel Geld nachgerüstet werden müssen.
«Man müsste das AKW nicht stilllegen», so Irene Guggisberg (41). Sie führt die Bäckerei und das Café Spontan im Dorf. «Viele fragen sich, wo dann der Strom herkommt», sagt sie. «Ob man dann Windturbinen will, ist ja nicht sicher. Es wäre absurd, wenn wir plötzlich Atomstrom aus dem Ausland importieren müssten.»
Kommt es zum Steuerausgleich?
Das AKW ist der grösste Arbeitgeber des Ortes. 300 Leute sind direkt im Werk beschäftigt. Die Mühleberger profitieren daher auch von einem relativ tiefen Steuersatz. Das dürfte sich aber bald ändern. «Bestimmt steigen jetzt die Steuern», befürchtet Bäckerin Guggisberg.
Hanspeter Etter (82) ist das recht. Der pensionierte Berufsschullehrer wohnt im Nachbardorf Frauenkappelen BE. Dort ist der Steuersatz höher. «Mühleberg hat über 30 Jahre lang vom AKW profitiert. Es sollte längst einen Steuerausgleich geben.»
In der Region habe zum Start 1972 niemand Angst wegen des Atomkraftwerks gehabt, erinnert sich Etter. Trotzdem befürwortet er den kontrollierten Rückbau.
«Es geht mir alles viel zu schnell»
Im «Atom-Dörfli», einem Ortsteil, der extra für die AKW-Angestellten gebaut wurde, ist die Stimmung gedämpft. Daniela Joss (54) hat dort ein Atelier für Laser-Gravuren: «Es geht mir alles viel zu schnell. Solange es keine Alternativen gibt, sollte man Mühleberg nicht stilllegen.»
Lothar Albus (75) arbeitete 33 Jahre lang im AKW. «Ich habe nie verstanden, weshalb man noch so viel Geld investiert hat. Man machte das AKW erdbebensicher, rüstete immer wieder nach», sagt Albus. «Ich dachte, das AKW läuft nun länger.»
Dieses Jahr feiert die Gemeinde Mühleberg ihr 1000-jähriges Bestehen. Ein Jubiläum, das die 2837 Bewohner kaum alle strahlend begehen werden.
Das ganze Konzept ist einige Hundert Seiten dick und füllt mehrere Bundesordner. Fakt ist: Am 20. Dezember 2019 wird der Stecker gezogen. Aber dann ist nicht einfach Schluss. Es beginnt der Rückbau der teils hochradioaktiven Inhalte – ein Mammut-Projekt. Betreiberin BKW stellte gestern erneut klar: Die Gesamtkosten betragen über zwei Milliarden Franken. 800 Millionen kostet die Stilllegung, 1,3 Milliarden die Entsorgung.
Nachdem Energieunternehmen wie Alpiq und Axpo in den letzten Wochen schlechte Zahlen präsentierten, lassen die Milliardensummen aufhorchen. Doch die BKW beschwichtigt. 1,6 Milliarden Franken an Rückstellungen seien im Kässeli. Die Kosten für die Entsorgung fallen erst in Jahrzehnten an.
In einer ersten Phase des Rückbaus des AKW werden zunächst die letzten Brennstäbe abkühlen müssen. Sie sind weiter radioaktiv. Die letzten werden erst 2024 abtransportiert werden können. Sie kommen in das Atommüll-Zwischenlager in Würenlingen AG.
Dann wird das Gebäude gereinigt und geleert. 2031 sollten die Behörden erklären können, dass das ehemalige AKW keine Gefahrenquelle mehr darstellt. Und 2034 kann das Areal neu genutzt werden. Wie, ist noch offen. Thomas Rickenbach
Das ganze Konzept ist einige Hundert Seiten dick und füllt mehrere Bundesordner. Fakt ist: Am 20. Dezember 2019 wird der Stecker gezogen. Aber dann ist nicht einfach Schluss. Es beginnt der Rückbau der teils hochradioaktiven Inhalte – ein Mammut-Projekt. Betreiberin BKW stellte gestern erneut klar: Die Gesamtkosten betragen über zwei Milliarden Franken. 800 Millionen kostet die Stilllegung, 1,3 Milliarden die Entsorgung.
Nachdem Energieunternehmen wie Alpiq und Axpo in den letzten Wochen schlechte Zahlen präsentierten, lassen die Milliardensummen aufhorchen. Doch die BKW beschwichtigt. 1,6 Milliarden Franken an Rückstellungen seien im Kässeli. Die Kosten für die Entsorgung fallen erst in Jahrzehnten an.
In einer ersten Phase des Rückbaus des AKW werden zunächst die letzten Brennstäbe abkühlen müssen. Sie sind weiter radioaktiv. Die letzten werden erst 2024 abtransportiert werden können. Sie kommen in das Atommüll-Zwischenlager in Würenlingen AG.
Dann wird das Gebäude gereinigt und geleert. 2031 sollten die Behörden erklären können, dass das ehemalige AKW keine Gefahrenquelle mehr darstellt. Und 2034 kann das Areal neu genutzt werden. Wie, ist noch offen. Thomas Rickenbach