Darum wütet die Masern-Welle in der Schweiz
«Erwachsene sollen ihre Impfausweise kontrollieren»

Zurzeit kursieren an mehreren Schweizer Schulen die Masern. Sechs Fälle von Masern-Erkrankungen wurden bisher aus verschiedenen Kantonen gemeldet. Auch Erwachsene sind betroffen – jedoch nicht, weil sie Impfgegner sind.
Publiziert: 02.09.2017 um 18:45 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 12:59 Uhr
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Kinder sind besonders anfällig auf das Masernvirus. Aus diesem Grund sollte man sie im Alter von 12 bis 24 Monaten impfen.
Foto: Getty Images
Helena Schmid

Seit letztem Sonntag sucht eine Masernwelle die Schweiz heim. Sechs Fälle wurden bisher bestätigt. Neben fünf Kindern, drei Schülern aus dem Wallis und zwei aus Neuenburg, hat nun auch eine Lehrerin aus St. Gallen die Masern, berichtet SRF.

Zudem stehen mehrere Personen unter Beobachtung, die mit den betroffenen Kindern in Kontakt waren – wie die Tagesmutter eines kranken Schülers aus dem Wallis, die nicht gegen Masern geimpft war. 

Erwachsene sind nicht geimpft

Auch die erkrankte Lehrerin war nicht gegen Masern geimpft. Aber sie ist laut Kantonsärztin Danuta Reinholz keine Impfgegnerin, sondern hat vergessen, sich impfen zu lassen.

Ein solcher Fall ist keineswegs eine Ausnahme. «In der Schweiz sind nur etwa fünf Prozent der Bevölkerung Impfgegner», sagt Reinholz. Der Anteil der Erwachsenen, die nicht gegen Masern geimpft seien, gehe aber weit darüber hinaus. Der Grund: Vor einigen Jahren war die Durchimpfungsrate viel niedriger als heute.

Nachimpfung wird vergessen

Eine Statistik des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) zeigt: Im Jahr 2000 lag die Durchimpfungsquote bei den unter 16-Jährigen in den meisten Kantonen unter 75 Prozent. Heute liegt sie in fast allen Kantonen bei 90 bis 95 Prozent.

Dieser Umstand verursacht heute bei den jungen Erwachsenen eine sogenannte Impflücke. «Vielen Erwachsenen ist gar nicht bewusst, dass sie in ihrer Kindheit nicht geimpft wurden – bis sie krank werden», sagt Daniel Koch vom BAG zu BLICK. In vielen Fällen gehe eine Nachimpfung auch schlichtweg vergessen.

Masernvorfälle verdreifacht

Aus diesem Grund appelliert Koch an die Bevölkerung: «Erwachsene sollten unbedingt ihren Impfausweis kontrollieren, vor allem wenn sie mit Kindern oder im Gesundheitssektor arbeiten.» Zwei Impfdosen seien nötig. Wer das nicht erfülle, solle sich unbedingt beim Arzt nachimpfen lassen. Nur so lasse sich die Verbreitung der Krankheit in der Schweiz verhindern.

Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit: «Erwachsene sollen ihren Impfausweis kontrollieren»

Eigentlich sollten Masern in der Schweiz gar kein Problem mehr sein. Schon vor mehreren Jahren formulierte der Bund das Ziel, die Krankheit mit einer Durchimpfungsrate von 95 Prozent bis Ende 2015 zu eliminieren. Dieses Ziel wurde nicht erreicht. Im Vergleich zum Jahr 2015 hat sich die Zahl der Masernvorfälle im aktuellen Jahr sogar verdreifacht, wie eine Statistik des BAG zeigt.

Aus dem Ausland eingeschleppt 

In den meisten Fällen wird das Virus aus dem Ausland eingeschleppt und verbreitet sich dann innerhalb der Schweiz. «Da Nachbarländer wie Italien derweil auch mit dem Masernvirus zu kämpfen haben, macht es durchaus Sinn, dass die Anzahl Fälle in der Schweiz auch zunimmt», sagt Koch.

Bei der aktuellen Masernwelle ist laut BAG aber noch unklar, ob die einzelnen Fälle eine gemeinsame Quelle haben.

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