Dank BLICK! Witwer Kurt Gunti (84) kann Manor-Karte seiner verstorbenen Frau einlösen
Mit den 77.80 Fr kauft er sich ein Paar Hosen

Kurt Gunti (84) aus Delémont versucht monatelang vergebens, an das Geld seiner verstorbenen Frau Pia (†82) zu kommen. Manor beharrt auf einer Erbbestätigung.
Publiziert: 03.10.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 16:40 Uhr
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Der Kampf hat sich gelohnt: Kurt Gunti vor der Manor-Filiale in Delsberg.
Foto: STEFAN BOHRER
Patrik Berger

Vor zwei Jahren hat Kurt Gunti (84) aus Delsberg seine Frau Pia (†82) verloren. Abschliessen kann der Witwer aber immer noch nicht. Schuld daran ist sein Ärger mit dem Warenhaus Manor.

Seit 2009 hatte Pia Gunti eine Kundenkarte bei Manor. «Sie hat immer dort eingekauft, war eine treue Kundin», sagt Kurt Gunti. In ihren Unterlagen findet er die Kundenkarte. Das Guthaben beträgt 77.80 Franken.

Er schenkt die Karte der besten Freundin der Verstorbenen. Sie soll sich damit etwas Schönes kaufen. Das gehe aber nicht, erfährt diese an der Kasse. Der Grund: Die Karte ist auf Pia Gunti persönlich ausgestellt.

Gunti ruft die Hotline an. Dort verspricht man ihm, das Geld umgehend auf sein Konto zu überweisen. Leere Worte. Nach Wochen erkundigt sich Gunti, wo das Geld bleibe. Die kurze Antwort: Er müsse eine Erbbescheinigung vorlegen.

«Ich habe sofort die amtliche Todesurkunde eingeschickt. Und alle Dokumente, die das Ableben meiner Frau beweisen», sagt er. Doch auch das nützt nichts. Manor und die Kartenbetreiberin Accarda bleiben stur. «Leider ist es uns nicht möglich, das Gut­haben ohne Erbbescheinigung zu überweisen», heisst es im Schreiben, das BLICK vorliegt. Und: «Das Schweizer Recht verbietet uns, eine Gutschrift über 50 Franken ohne eine Erbbestätigung auszuzahlen.»

Das Einholen der Erbbescheinigung ist mit grossem büro­kratischen Aufwand verbunden. Und kostet schnell einmal 100 Franken. Kurt Gunti ist verzweifelt. Seit einem Schlaganfall ist er gesundheitlich angeschlagen. «Am liebsten würde ich den ganzen Papierkram wegschmeissen und aufgeben. Aber das darf ich nicht, das bin ich meiner Pia schuldig», sagt er. Dann versagt seine Stimme.

Gunti könnte das Geld gut gebrauchen. «Er braucht dringend ein neues Paar Hosen», sagt die Freundin seiner verstorbenen Frau.

Als sich BLICK am letzten Freitag einschaltet, geht es plötzlich schnell. Wenige Stunden später werden Kurt Gunti die 77.80 Franken überwiesen. Manor selber will vom Ganzen keine Kenntnis gehabt haben. «Wir bedauern diesen Vorfall sehr», sagt ein Manor-Sprecher. Und verweist an die Accarda mit Sitz in Brüttisellen ZH.

Die Firma ist auf Kundenkarten spezialisiert. Auch sie entschuldigt sich. Die Formulierung im E-Mail-Verkehr mit Kurt Gunti sei «missverständlich», so Geschäftsführer Beat Bouquet (59) zu BLICK. «Juristisch korrekt ist aber, dass wir Zahlungen nur an Erbberechtigte vollziehen und deshalb hierfür einen Nachweis einfordern.»

Ein solcher liege bis heute nicht vor. Aber: «Wir bedauern es, im vorliegenden Fall das Anliegen nicht schon beim ersten Kontakt mit Herrn Gunti kulant behandelt zu haben. Das Ganze tut uns unendlich leid», sagt Bouquet.

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