Luzern, Schwyz, Nidwalden, Zug, Appenzell Innerrhoden, Zürich, St. Gallen, Uri – immer mehr Kantone schliessen die Pisten. Doch die grossen Skigebiete in Bern, Wallis und Graubünden bleiben offen.
«Wenn sich die epidemiologische Lage über das Wochenende nicht verschlechtert, bin ich zuversichtlich, dass der Skibetrieb bewilligt werden kann», sagt der Bündner Volkswirtschaftsdirektor Marcus Caduff (47). «Anfang Dezember ordneten wir strenge Massnahmen an. Heute sind wir der einzige Kanton mit einer Positivitätsrate unter 5 Prozent.» Von 22 Betten auf den Intensivstationen seien zwölf belegt, sagt Caduff. «Und die Regionalspitäler haben derzeit genug Platz für Patienten mit den häufigsten Skiverletzungen.»
Maske auf in Klosters und Davos
Um eine Bewilligung für den Skibetrieb zu erhalten, müssen Tourismusgemeinden dem Kanton umfassende Schutzkonzepte präsentieren. Jetzt zeigt sich: Sie schrecken auch vor harten Eingriffen nicht zurück. Seit gestern heisst es im gesamten Dorfkern von Klosters: Maske auf!
Noch rigoroser ist das Schutzkonzept, das Davos am nächsten Dienstag veröffentlichen wird: In der gesamten Innenstadt und rund um den Davosersee gilt über die Festtage Maskenpflicht. Der Davoser Tourismusdirektor Reto Branschi (61), Mitglied des kommunalen Krisenstabs, betont: «Das Schutzkonzept ist streng. Es ist unser Beitrag, um eine Bewilligung für die Skigebiete zu ermöglichen.»
Weitere Tourismusgemeinden dürften diesem Beispiel folgen.«Ein Dominoeffekt ist wahrscheinlich», sagt Martin Vincenz (57), Direktor von Graubünden Ferien. «Denn die Schweiz schaut jetzt sehr genau auf die offenen Skigebiete. Der Druck ist enorm.»
So fordert der Zürcher Regierungsrat, schweizweit die Lifte zu stoppen: Die sturen Bergkantone erhöhten das Infektions- und Unfallrisiko. Doch Vincenz widerspricht: «Wir sind nicht die uneinsichtigen Gallier. Wir in Graubünden orientieren uns an den epidemiologischen Fakten.» Für den Direktor von Graubünden Ferien ist klar: «Wenn die stabile Lage über das Wochenende anhält, werden die Pisten offen bleiben.»
Restaurants bleiben zu
Dennoch: Im Freudentaumel versinken die Bündner Skigebiete nicht. «Wir haben 20 geschlossene Gastrobetriebe am Berg», sagt Vidal Schertenleib (33), Chef der Davos Klosters Bergbahnen. «Und die bundesrätliche Aufforderung, zu Hause zu bleiben, schreckt weitere Besucher ab.»
Zurzeit fahren 30 Prozent weniger Skisportler auf den Bündner Pisten als im Vorjahr – die Winterdestinationen sind trotzdem voll: «Die Touristen und Ferienwohnungsbesitzer sind bereits hier», sagt Regierungsrat Caduff. «Wenn wir die Pisten schliessen, drängen sich noch mehr Leute im Dorf.»
Oder sie suchen nach Alternativen: Die Sportgeschäfte berichten von einer stark gestiegenen Nachfrage nach Schneeschuhen und Tourenskis. Auch dieser Trend spreche gegen einen Liftstopp, sagt Caduff: «Wenn sich Unerfahrene in unbekanntem Gelände bewegen, steigt die Unfallgefahr massiv – und damit das Risiko einer Überlastung der Intensivstationen.»