Nach Angaben des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) vom Neujahrstag war der R-Wert am 5. Dezember unter 1 gesunken. Am 30. Dezember hatte das BAG unter Berufung auf die Berechnungen der ETH für den 20. Dezember einen R-Wert von 0,75 vermeldet, einen Tag später einen Wert von 0,85.
Am 1. Januar wurden diese Werte dann nach oben korrigiert. Demnach sank die Reproduktionszahl schweizweit bis am 15. Dezember auf 0,91. Seit dem 20. Dezember liegt sie bei 0,92. In der Waadt (1,05), im Wallis (1,08), in Neuenburg (1,04), Nidwalden (1,01), Uri (1,03) und Appenzell Innerrhoden (1,18) betrug der R-Wert am 18. Dezember sogar wieder mehr als 1.
Das bedeutet, dass sich in diesen Kantonen die Krankheit vor zwei Wochen - also wenige Tage vor Weihnachten - weiter ausgebreitete und die Summe aller angesteckter Personen zunahm. Um die Verbreitung des Virus einzudämmen, müsste die Reproduktionszahl deutlich kleiner als 1 sein.
Epidemiologen befürchten, dass die Reproduktionszahl über die Festtage weiter gestiegen ist. Die wissenschaftliche Taskforce des Bundes, welche den R-Wert berechnet, weist auf ihrer Webseite darauf hin, dass der Wert über die Feiertage möglicherweise unterschätzt werde, weil sich in dieser Zeit weniger Menschen testen liessen.
So vermeldete zum Beispiel der Kanton Bern am Berchtoldstag «nur» 181 neue positiv ausgefallene Coronavirus-Tests. Gleichzeitig wurden zwischen Neujahrs-Morgen und dem Morgen des 2. Januar aber auch nur 1062 Tests durchgeführt. In den 24 Stunden zuvor waren es 3600 gewesen. Am Neujahrstag hatte der Kanton Bern noch 504 neue Corona-Infektionen vermeldet. Tags zuvor waren es 478.
Wegen des Zeitintervalls zwischen einer Ansteckung und einem positiven Testergebnisses bildet der R-Wert das Infektionsgeschehen schweizweit von vor rund zehn Tagen ab. Für die Kantone beträgt die Verzögerung rund 14 Tage.
Bei seiner letzten Sitzung vor den Festtagen hatte der Bundesrat den Kantonen einen gewissen Spielraum gelassen. Und zwar durften sie Massnahmen auf ihrem Hoheitsgebiet lockern, wenn unter anderem die Reproduktionszahl unter 1 lag. Einige Regierungen machten kurzfristig von dieser Möglichkeit Gebrauch.
Martin Ackermann, der Präsident der wissenschaftlichen Covid-19-Taskforce des Bundes, hatte am vergangenen Dienstag jedoch davon abgeraten, die Reproduktionszahl für Automatismen bei politischen Entscheidungen hinzuziehen. Denn der R-Wert werde geschätzt, sei kompliziert und ungenau, sagte Ackerman. Mit jedem konkreten Resultat könne der Wert nachträglich präzisiert werden
(SDA)
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