Das Coronavirus macht auch vor Schweizer Klassenzimmern und Hörsälen nicht Halt. Am Mittwochmorgen informierte die Kantonsschule Zürich Nord über einen Schüler, der sich mit dem Coronavirus infiziert hat. Dieser sei seit dem 6. März nicht mehr im Unterricht, wie der Rektor Andreas Niklaus gegenüber BLICK bestätigt. Trotzdem gehe der Schulbetrieb weiter. Niklaus: «Wir halten uns an die Vorgaben der Gesundheitsdirektion.»
Nach mehreren Fällen im Kanton Bern und einem Fall an der Primarschule Hettlingen ZH (BLICK berichtete) informierte am Montag das Schul- und Sportdepartement der Stadt Zürich die Lehrer und Eltern der Kinder im Schulhaus Albisriederplatz über die Infektion eines Schülers mit dem Sars-Cov-2 genannten Erreger.
Der zuständige Stadtrat Filippo Leutenegger (FDP, 67) sagt am Dienstag auf Anfrage von BLICK: «Das Kind befindet sich derzeit zu Hause in Selbstquarantäne.» Die Schule bleibe geöffnet. Und stellt gleich klar: «Derzeit stehen Schulschliessungen nicht zur Diskussion.»
In Lehrerzimmern ein präsentes Thema
Anders sehen dies die Verantwortlichen der Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana (Supsi) in Lugano TI. Sie sagen per sofort und bis zum 22. März alle Vorlesungen ab. Die ETH Lausanne führt alle Lehrveranstaltungen mit mehr als 150 Teilnehmern bis zum Ende der Osterferien am 19. April nur noch übers Internet durch. Mehr als 5000 Studenten sind betroffen.
Laut der Zentralpräsidentin des Lehrer-Dachverbands, Dagmar Rösler (48), ist die Lage im Zusammenhang mit der Ausbreitung des Coronavirus ernst zu nehmen «und verlangt von allen Mitmenschen umsichtiges und verantwortungsvolles Handeln». Es gelte aber auch ruhig Blut zu bewahren und keine Panik zu säen. «Natürlich ist auch in Lehrerzimmern das Virus ein präsentes Thema», sagt Rösler. «Man begegnet sich sicher bewusster und versucht die Abstandsvorgaben einzuhalten.» Im Umgang mit Schülern sei das manchmal weniger einfach zu handhaben.
Verbreitung gefährdet Ältere und Kranke
Zwar haben gesunde Kinder und jüngere Menschen normalerweise keine schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen durch eine Infektion zu befürchten. Doch sie können zur Verbreitung des Coronavirus beitragen – und damit zur Gefährdung älterer und kranker Menschen. Den Angaben des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) zufolge ist etwa die Hälfte der schweizweit Betroffenen älter als 48 Jahre.
Mittlerweile sind in der Schweiz bereits drei Menschen mit Vorerkrankungen an einer Infektion mit dem Coronavirus verstorben: Eine 74-jährige Frau aus dem Kanton Waadt, ein 76-jähriger Mann aus dem Kanton Basel-Landschaft und eine 80-jährige Frau aus dem Tessin.
In Italien wurden angesichts der Verbreitung des Virus sämtliche Schulen geschlossen. In Deutschland machen teilweise ganze Schulen dicht, auch wenn nur ein einziger Fall auftritt.
Die Schweizer Behörden stellten in einigen Fällen die jeweiligen Klassen und Lehrer unter Quarantäne, als einzelne Infektionen in Schulen bekannt wurden. So geschehen an der Technischen Fachschule und an der kaufmännischen Berufsschule in Biel BE. Auch an einer Schule im Tessin und an der Kantonsschule Alpenquai in Luzern wurde diese Massnahme wegen je eines infizierten Schülers ergriffen. An der Uni Zürich kam es wegen mehrerer Coronavirus-Fälle zu gestrichenen Vorlesungen, der Lehrbetrieb des Zentrums für Zahnmedizin wurde bis Ende Woche eingestellt.
Vermischung der Generationen vermeiden
Wie der Sprecher der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion des Kantons Bern, Gundekar Giebel, dem BLICK erklärt, kam es an den beiden betroffenen Bieler Schulen seit Inkrafttreten der Quarantäne-Massnahmen zu keinen weiteren Coronavirus-Erkrankungen. «Die Situation hat sich entspannt. Die Lernenden und die Lehrpersonen der zwei betroffenen Klassen werden bald wieder am regulären Unterricht teilnehmen können.» Auch in der betroffenen Primarschule in Hettlingen sind keine neuen Fälle aufgetreten.
Ohnehin setzen die Kantone an den Schulen inzwischen weniger einschneidende Massnahmen durch. Die Vorgabe des BAG ist klar: «Die Institutionen bleiben normal geöffnet.» Giebel erklärt, wie Risikopatienten auf diese Weise geschützt werden sollen. «Schulschliessungen sind keine vorgesehen, denn daraus würden ungewollte Vermischungen der Generationen entstehen, wenn zum Beispiel die Grosseltern die Enkelkinder hüten.»
«Theoretisch möglich»
Für Lehrerpräsidentin Rösler geht es letztendlich jedoch auch um den Schutz der Lehrer. «Die können ja teilweise auch zur Risikogruppe zählen.» Eine komplette Schliessung sämtlicher Schulen wie in Italien ist für sie nicht ganz vom Tisch: «Dieses Szenario ist theoretisch in der Schweiz auch möglich, dafür müsste sich aber die Situation noch deutlich zuspitzen.» Letztendlich liege eine solche Entscheidung jedoch beim BAG und bei den Kantonen.
Im Tessin werden Schulschliessungen laut den Zeitungen «CH Media» am Mittwoch in einer Krisensitzung diskutiert. Teilnehmen sollen daran Politiker und Schuldirektoren.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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