Das schreibt das internationale Team um Ali Jawaid, der an der Uni Zürich tätig war und nun am polnischen Braincity-Institut forscht, im Fachmagazin «Frontiers in Psychiatry». Die Forscher führten im Frühjahr eine Online-Umfrage bei 2734 Patienten mit bestehenden psychischen Erkrankungen aus zwölf Ländern durch.
Besonders das Gefühl des Kontrollverlusts während der Pandemie belastete demnach die Patienten. Ebenfalls quälten sie der Mangel an sozialen Interaktionen sowie die Unzufriedenheit gegenüber den Corona-Massnahmen der Regierungen.
In der Schweiz berichteten die Hälfte der Studienteilnehmer von schlimmer werdenden Symptomen. In Kanada waren es mit achtzig Prozent am meisten der Befragten, gefolgt von Pakistan (72 Prozent) und den USA (68 Prozent). In der Türkei lag der Anteil mit 29 Prozent in den untersuchten Länder am niedrigsten.
Die Forschenden identifizierten auch Verhaltensweisen, die sich positiv auf das Krankheitsbild auswirkten. Dazu zählten Gespräche über die eigenen Sorgen mit nahestehenden Personen, eine realistische Sicht auf die Corona-Situation sowie ein gemässigter Konsum der Sozialen Medien.
Das Team analysierte ebenfalls die Berichte von 318 Patienten aus einer Praxis in den USA. Demnach entwickelten etwa 44 Prozent von ihnen neue Symptome, meist Schlafstörungen. Die Hälfte der Patienten benötigten nach Einschätzung des behandelnden Arztes neue oder angepasste Therapien.
Berichte aus der Schweiz zeigen, wie sehr sich die psychische Belastung bei der Bevölkerung während der zweiten Welle zuspitzte: Eine Umfrage der Universität Basel ergab, dass der Anteil Personen mit schweren depressiven Symptomen seit Frühjahr von neun auf 18 Prozent im November angestiegen ist. Im Laufe des Herbst verzeichneten auch die Schweizer Jugend- und Kinderpsychiatrien einen Zustrom an stationären und ambulanten Patienten.
https://doi.org/10.3389/fpsyt.2020.581426
(SDA)