Senioren sind dem Coronavirus hilflos ausgeliefert. Deutlich wird das am tragischen Beispiel des Alterszentrums Bühli in Ennenda GL. Hier sind in den letzten Wochen 11 von 51 Bewohner verstorben. Zudem wurden mehrere Mitarbeiter positiv getestet. Für die Angehörigen, das Heimpersonal und die Leitung ist das ein grosser Schock.
«Im Altersheim sind wir uns gewohnt, dass der Tod zum Leben gehört», sagt Geschäftsführerin Regula Etter (51) zu BLICK. «Schwieriger ist, dass Angehörige nicht wie sonst Abschied nehmen können. Umarmen oder knuddeln geht nicht. Das ist am schlimmsten.»
Fotos erinnern an die Verstorbenen
Doch es gibt Hoffnung. Die Krankheit scheint überstanden. Aktuell ist niemand mehr ansteckend oder positiv. Ab nächster Woche sind im «Bühli» sogar wieder Besuche möglich – unter Anmeldung und kontrolliert. Für die Bewohner ist dies ein wichtiger Schritt zurück zur Normalität. Die Krise soll aber nicht vergessen werden. Im Gegenteil: Im Alterszentrum wurden Fotos der Verstorbenen aufgestellt, damit die Bewohner von ihren Freunden Abschied nehmen können.
Als die Infektion auf dem Höhepunkt war, hat man die Gesunden von den Kranken getrennt. Während die positiv getesteten im Heim blieben, hat man die Negativen im Seminarhotel Linh in Filzbach GL untergebracht. «Dank dem Militär und dem Zivilschutz konnten wir das umsetzen», so Geschäftsführerin Etter.
Das Wichtigste bei der Aktion war, das Virus nicht mitzunehmen. Alle wurden nochmals getestet. Dann wurden die Kleider gewaschen, alle wurden geduscht und desinfiziert. «Wenn Gesunde und Kranke im selben Gebäude sind, ist es enorm anstrengend fürs Pflegepersonal», erklärt Etter. «Nicht vom Einhalten der Hygienemassnahmen her, sondern emotional.»
102-Jährige überstand das Virus
Drei Wochen dauerte die Trennung. Seit Mittwoch sind alle Bewohner zurück im «Bühli». Zwar war die temporäre Verschiebung ein Kraftakt. Doch es hat sich gelohnt. Das Heim ist frei vom Virus. Wie unberechenbar dieses ist, zeigt ein positives Beispiel. «Wir haben zwei 102-jährige Bewohnerinnen», sagt die Geschäftsführerin. «Eine wurde positiv getestet. Doch sie hat das Virus super überstanden.»
Nun hoffen alle Beteiligten, dass es so bleibt. Die Vorgaben vom BAG und Hygienemassnahmen werden weiter eingehalten, damit es nicht zu einer zweiten Welle kommt.
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