Hey Bundesrat, wir wollen endlich zu unserem Schatz!
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Fernbeziehung in Corona-Zeiten:«Liebe sollte keine Grenze haben»

Corona-Grenzen trennen Liebespaare
Hey Bundesrat, wir wollen endlich zu unserem Schatz!

Wann gibt es ein Wiedersehen? Für unverheiratete Paare, die durch die Grenzschliessung wegen Corona getrennt sind, ist das weiterhin unklar. Jetzt richten sie sich mit einem Protestbrief an den Bundesrat.
Publiziert: 06.05.2020 um 10:15 Uhr
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Aktualisiert: 03.06.2022 um 08:45 Uhr
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Wegen Corona auseinandergerissen: Manuela Zihlmann (37) und Henning Hyza (39) haben als Zeichen ihrer Liebe je einen Engelsflügel auf den Arm tätowiert.
Foto: zVg
Georg Nopper

Es ist nicht mehr zum Aushalten! Paare, die nicht verheiratet sind und bei der Grenzschliessung wegen des Coronavirus getrennt wurden, wissen immer noch nicht, wann sie sich endlich wieder in die Arme schliessen können.

Manuela Zihlmann (37) aus Roggliswil LU will gleiche Rechte wie Verheiratete und Grenzgänger: «Ich weiss nicht, weshalb ein Eheschein vor Corona schützen sollte.» Die alleinerziehende Mutter wartet sehnlichst auf ein Wiedersehen mit ihrem Partner Henning Hyza (39), der in Hamburg wohnt. Das Paar ist seit zwei Jahren zusammen, er pendelt hin und her, weil beide Kinder aus einer früheren Partnerschaft haben. «Es war Liebe auf den ersten Blick», sagt Zihlmann. Zum Zeichen ihrer Verbundenheit liessen sich die beiden je einen Engelsflügel auf den Arm tätowieren.

Die aktuelle Situation und die Ungewissheit darüber, wie lange das noch andauern wird, sei sehr schwierig und frustrierend für sie, so Zihlmann weiter. «Gleichzeitig werden unzählige Grenzgänger, die in der Schweiz arbeiten, ohne weiteres hereingelassen.»

Job und Wohnung bereits gekündigt

Rebecca B.* (26) aus der Umgebung von Köln wollte per 1. April zu ihrem Freund nach Kandersteg BE ziehen und sich dort eine Arbeit suchen. «Job und Wohnung habe ich bereits gekündigt.» Dann kam im für sie dümmsten Moment die Grenzschliessung. «Jetzt habe ich gar nichts mehr und stehe praktisch auf der Strasse. Zum Glück komme ich bei den Eltern und Freunden unter.»

B. ist Co-Administratorin einer Facebook-Gruppe für Paare und Familien, die von der Grenzschliessung betroffen sind. Die Gruppe hat schon über 1900 Mitglieder und engagiert sich auch politisch für ihr Anliegen: In einem Brief an die Vorsteherin des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements (EJPD), Karin Keller-Sutter (56), macht sie auf die Problematik aufmerksam und verlangt eine Lösung.

Es brauche eine Weisung ans Staatssekretariat für Migration (SEM), Sondergenehmigungen für unverheiratete Paare auszustellen, heisst es in dem Schreiben. «Bitte ignorieren Sie diese Menschen nicht und vertrösten sie auf Juni oder gar noch länger.»

Von Ausnahmebestimmungen ausgeschlossen

Das Problem: Unverheiratete Paare ohne minderjährige Kinder fallen nicht unter die Ausnahmebestimmungen, wie SEM-Sprecher Lukas Rieder auf Anfrage von BLICK erklärt. «Einzig zusätzliche Faktoren wie zum Beispiel schwere Krankheit können eine Bewilligung im Sinne eines Härtefalls rechtfertigen.»

Viele Paare sind frustriert, weil sie bisher keine oder eine negative Antwort auf ihr Gesuch bekommen haben. Das SEM wurde regelrecht überschwemmt: «Es wurden mehrere Tausend Anfragen eingereicht», sagt Rieder. Ein «wesentlicher Teil» habe bereits beantwortet werden können. Um die Pendenzen so rasch wie möglich abbauen zu können, sei eine Taskforce im Einsatz.

Eltern dürfen zu Kindern

Laut Sven S.* (40) aus Ermatingen TG, ebenfalls Co-Administrator der betreffenden Facebook-Gruppe, stellte das SEM bis vor kurzem vielen Menschen Ausnahmebewilligungen, die zwar über keinen Eheschein, aber andere Belege einer Partnerschaft verfügten. «Damit war endlich die ersehnte Linderung da», sagt S. «Doch letzte Woche sagten SEM-Mitarbeiter am Telefon, dass man 3000 Mails bekommen habe und darum nun keine Bewilligungen mehr ausstelle.»

Für seine eigene Situation hat sich inzwischen eine Lösung gefunden. Denn er war wegen seines Sohnes (6) betroffen, der in Deutschland bei seiner Mutter lebt. «Hierfür gibt es mittlerweile Ausnahmeregelungen, die funktionieren.» Trotzdem setzt sich Sven S. mit der Facebook-Gruppe weiter für die Belange der Gruppe und vor allem der unverheirateten Paare ein, die noch keine Lösung für sich haben.

Auf gut Glück über die Grenze

Ebenfalls zu einem Wiedersehen kam es im Fall von Patrick Wüst (35) aus dem bayerischen Waging am See und seiner Verlobten Nadja B.* (29) aus Sursee LU – trotz einer abgelehnten Einreisebewilligung durch die Schweizer Behörden.

Die 29-Jährige versuchte es nämlich auf gut Glück und wurde von den deutschen Grenzbeamten unter Vorlage von Beweisen für ihre binationale Beziehung über die Grenze nach Deutschland durchgelassen. Wüst hat seine Partnerin dort abgeholt. «Wir hatten ein nettes Gespräch mit den Beamten.»

* Namen der Redaktion bekannt

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