Coop verteilt Spielzeugwaffen – und sorgt zu Hause für Zoff
Grosses Aufrüsten im Kinderzimmer

Es gibt Eltern, die lehnen sie kategorisch ab, andere lassen die Kinder damit rumrennen: Spielzeugwaffen. Die aktuelle Sommeraktion von Coop, bei der Marken gegen Spielzeugwaffen getauscht werden können, sorgt für Zoff. Online sind Spielzeugpistolen aber gross im Trend.
Publiziert: 04.07.2020 um 23:55 Uhr
|
Aktualisiert: 05.07.2020 um 13:21 Uhr
1/8
Hände hoch! Sogenannte Nerf-Pistolen liegen im Trend.
Foto: Thomas Meier
Tobias Marti (Text) und Thomas Meier (Fotos)

Mancher Ärger vererbt sich von Generation zu Gene­ra­tion. Dieser Tage wünschen sich Kinder von Rorschach SG bis Genf eine ganz bestimmte Spielzeugpistole. «Was tun?», fragen sich Kinder wie Eltern verzweifelt. Um sie zu bekommen – oder um Waffen im Kinderzimmer zu verhindern.

Auslöser für die qualvolle Debatte ist die aktuelle Sommer­aktion von Coop. Die Wasser- und Spielzeugpistolen, bei den Eingängen platziert und unmöglich zu verfehlen, können im Tausch gegen Coop-­Marken be­zogen werden. Zur Aktion gehören auch Sommer­utensilien wie Strand­taschen oder Badetücher.

Der Grossverteiler reagiert mit seinem Plastikarsenal auf einen Trend: Spielzeugwaffen, epochenweise von Eltern geächtet, geben gerade ein Comeback.

Niemand nennt Zahlen

Manches kaufen Kunden lieber diskret im Internet, offenbar auch Spielzeug­waffen. Die Verkäufe der ­Internethändler sprechen eine klare Sprache, auch wenn – aus Angst vor der Konkurrenz – niemand ab­solute Zahlen nennen will.

Interdiscount und micro­spot.ch (Onlinetöchter von Coop) vermelden bei Wasserpistolen steigende Umsätze. Stand heute seien bereits doppelt so viele Spritz­utensilien verkauft worden wie im gesamten Jahr 2019. Bei Spielzeugwaffen zeige sich ein fast identisches Bild.

Digitec Galaxus, die Onlinetöchter der Migros, verzeichnet bei Wasserspielzeug wie bei Spielzeug­waffen über die letzten fünf Jahre ein konstantes Wachstum. Vom vergangenen auf dieses Jahr verdoppelten sich die Verkäufe von Wasserpistolen und Co.

264 Prozent mehr Umsatz

Auch der unabhängige Internethändler brack.ch spricht bei Spielzeugwaffen von ­einem enormen Wachstum: Bis heute machte der Händler «bereits 264 Prozent mehr Umsatz als gegenüber dem gesamten Vorjahr», so ein Sprecher.

Ein Treiber des Booms dürfte der US-Hersteller Hasbro sein, der begriffen hat, dass Kinder die so­genannten Nerf-Waffen aus ihren Videospielen auch in echt abfeuern möchten. Ausser, dass sie in grellen Farben gehalten sind, gleichen sie durchaus regulären Sturmgewehren. Manche Modelle verschiessen Schaumstoffgeschosse halb automatisch, andere können sogar Sperrfeuer – und manche andere sehen aus wie eine Panzerfaust.

Coop rechtfertigt sich

Das Exemplar von Coop kommt weniger martialisch daher. Auf den Vorwurf, mit der Aktion Waffen wieder salonfähig zu machen, rechtfertigt sich der Detailhändler, die Kunden hätten ja die freie Wahl, sich für ­eines der anderen Produkte zu entscheiden.

Sowieso stünden bei den Produkten Faktoren wie Spass und Bewegung im Vordergrund, so eine Coop-Sprecherin.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?