Mancher Ärger vererbt sich von Generation zu Generation. Dieser Tage wünschen sich Kinder von Rorschach SG bis Genf eine ganz bestimmte Spielzeugpistole. «Was tun?», fragen sich Kinder wie Eltern verzweifelt. Um sie zu bekommen – oder um Waffen im Kinderzimmer zu verhindern.
Auslöser für die qualvolle Debatte ist die aktuelle Sommeraktion von Coop. Die Wasser- und Spielzeugpistolen, bei den Eingängen platziert und unmöglich zu verfehlen, können im Tausch gegen Coop-Marken bezogen werden. Zur Aktion gehören auch Sommerutensilien wie Strandtaschen oder Badetücher.
Der Grossverteiler reagiert mit seinem Plastikarsenal auf einen Trend: Spielzeugwaffen, epochenweise von Eltern geächtet, geben gerade ein Comeback.
Niemand nennt Zahlen
Manches kaufen Kunden lieber diskret im Internet, offenbar auch Spielzeugwaffen. Die Verkäufe der Internethändler sprechen eine klare Sprache, auch wenn – aus Angst vor der Konkurrenz – niemand absolute Zahlen nennen will.
Interdiscount und microspot.ch (Onlinetöchter von Coop) vermelden bei Wasserpistolen steigende Umsätze. Stand heute seien bereits doppelt so viele Spritzutensilien verkauft worden wie im gesamten Jahr 2019. Bei Spielzeugwaffen zeige sich ein fast identisches Bild.
Digitec Galaxus, die Onlinetöchter der Migros, verzeichnet bei Wasserspielzeug wie bei Spielzeugwaffen über die letzten fünf Jahre ein konstantes Wachstum. Vom vergangenen auf dieses Jahr verdoppelten sich die Verkäufe von Wasserpistolen und Co.
264 Prozent mehr Umsatz
Auch der unabhängige Internethändler brack.ch spricht bei Spielzeugwaffen von einem enormen Wachstum: Bis heute machte der Händler «bereits 264 Prozent mehr Umsatz als gegenüber dem gesamten Vorjahr», so ein Sprecher.
Ein Treiber des Booms dürfte der US-Hersteller Hasbro sein, der begriffen hat, dass Kinder die sogenannten Nerf-Waffen aus ihren Videospielen auch in echt abfeuern möchten. Ausser, dass sie in grellen Farben gehalten sind, gleichen sie durchaus regulären Sturmgewehren. Manche Modelle verschiessen Schaumstoffgeschosse halb automatisch, andere können sogar Sperrfeuer – und manche andere sehen aus wie eine Panzerfaust.
Coop rechtfertigt sich
Das Exemplar von Coop kommt weniger martialisch daher. Auf den Vorwurf, mit der Aktion Waffen wieder salonfähig zu machen, rechtfertigt sich der Detailhändler, die Kunden hätten ja die freie Wahl, sich für eines der anderen Produkte zu entscheiden.
Sowieso stünden bei den Produkten Faktoren wie Spass und Bewegung im Vordergrund, so eine Coop-Sprecherin.