Christian Zimmermann (52) aus Flumenthal (SO) liebt Abenteuer – und nimmt diese am liebsten unter die Füsse. Sein grösstes Wagnis bisher: 2019 marschierte er zu Fuss von Flumenthal SO nach Moskau, nur mit seinem Einkaufswagen «Mrs. Molly – The Shopping-Trolley» an seiner Seite. In Zahlen: 3392 Kilometer. In 111 Tagen. Durch vier Zeitzonen. Rund 30'000 Höhenmeter.
Den Wahnsinnsplan schmiedet er 2018: zu Fuss nach Moskau! Für Zimmermann nichts Neues: «Diese Reise war bereits die zweite ihrer Art. Die erste führte mich 2016 zu Fuss nach Australien.»
«Das Reisen mit der eigenen Muskelkraft fasziniert mich»
Bereits Australien zählte Zimmermann auf seinen eigenen Einkaufswagen. «Wenn man für rund eine Woche Proviant und gut 100 Liter Trinkwasser mitschleppen muss, reicht ein normaler Rucksack nicht», sagt er. Daher sei er auf die Idee mit dem Einkaufswagen gekommen – diese absurde Vorstellung habe ihm gefallen.
Auf der Australien-Reise bekam der Einkaufswagen auch seinen Namen: «Bei der School of the Air in Australien traf ich eine Lehrerin, die mich zum Unterricht einlud. Die Kinder suchten sich anschliessend einen Namen für meinen Einkaufswagen aus – Mrs. Molly the Shopping-Trolley – was für ein schöner Reim.» Mrs. Molly blieb ihm treu und begleitete ihn auch nach Russland.
«Er dachte, ich sei am Verhungern»
Am 5. Mai 2019 war es so weit: Zimmermann machte sich gemeinsam mit Mrs. Molly zu Fuss auf Richtung Osten. Vor ihm: rund 3392 Kilometer, durch 8 Länder.
Was in Erinnerung bleibt: die Begegnungen und Momente mit den Menschen, die herzliche Gastfreundschaft der Leute im Osten. Der Solothurner: «Auf den ersten Blick dachten sie wohl, ich sei ein Obdachloser. Aber dennoch verging fast kein Tag, an dem ich nicht beschenkt oder gar zum Essen eingeladen wurde.»
«Es scheint, als dürfe man in Russland ganz legal auf der Autobahn laufen.»
Und weil ein Einkaufswagen im Verkehr nicht viel zu suchen hat, werden Autofahrer in Russland schnell zur grössten Gefahr: «Die nehmen überhaupt keine Rücksicht auf Fussgänger.» Um ins Stadtzentrum zu gelangen, sei ihm nichts anderes übrig geblieben, als sich als Fussgänger auf die Autobahn zu begeben.
«Als ich auf einer 5-spurigen Autobahn kurz vor Moskau zu Fuss unterwegs war, fuhren andauernd Polizeiautos an mir vorbei. Kein einziges machte Anstalten, mich zu kontrollieren oder von der Autobahn zu entfernen. Es scheint, als dürfe man in Russland ganz legal auf der Autobahn laufen.»
Nach rund 111 Tagen erreicht er schliesslich Moskau. «Auf dem roten Platz haben mich zwei Personen der Schweizer Botschaft mit Schweizerfahnen herzlich empfangen. Danach ging ich als Erstes reichhaltig essen.»
Seine Erlebnisse schildert Christian Zimmermann in seinem neuen Buch «Wanderfieber».