Herzzerreissende Szenen spielten sich gestern Mittag in der Oberengadiner Gemeinde S-chanf GR ab. Von den 200 Jugendlichen, die in der traumhaften Berglandschaft eine Ferienwoche verbrachten, kehren zwei 14-Jährige nicht mehr zu ihren Familien zurück. Eine 17-Jährige liegt schwer verletzt im Kantonsspital Graubünden. Sie alle verunglückten am Freitag beim Flugzeugabsturz im Diavolezza-Gebiet.
Brigitte Z.* aus dem Kanton Zürich, deren Sohn im Lager war, berichtet vom Schock, den viele Familien erlebten: «Die Kinder gingen ins Lager, um eine unbeschwerte Zeit zu geniessen. Jetzt müssen sie den Tod zwei ihrer Gschpänli verarbeiten.»
Die sogenannte Lufttaufe, der erste Rundflug mit einem Flugzeug, hätte der Höhepunkt für die Teilnehmer des Lagers sein sollen. Durchgeführt wurde der Flug von der Motorfluggruppe Oberengadin, die zwei Maschinen auf dem Flugplatz Samedan stationiert hat – darunter die Unglücksmaschine, eine einmotorige Piper PA-28. Das Flugzeug mit der Immatrikulation HB-PER steigt an diesem Morgen zu seinem zweiten Rundflug auf. Auf dem Sitz des Captains sitzt S.* (60).
Der aus dem Engadin stammende Hobbypilot engagiert sich seit Jahren für das Jugendlager, koordiniert die Lager-Flüge. Mit an Bord sind die drei Jugendlichen. Nach zehn Minuten zerschellt das Flugzeug auf rund 2900 Meter, unterhalb der vierten Stütze der Diavolezza-Bahn. Passagiere der Bahn hören in der Kabine das Flugzeug, schauen in den Himmel – und entdecken es dort nicht. Ein Augenzeuge sagt zu SonntagsBlick: «Ich entdeckte die Maschine dann weit unten und dachte: Die fliegt zu tief!»
Flugkollegen beschreiben den Piloten als ängstlich
Sekunden später zerschellt das Flugzeug. Die Augenzeugen in der Gondel sind es auch, die sofort die Polizei alarmierten. Diese trifft Minuten später bei der Talstation Bernina Diavolezza ein, gefolgt von einem Helikopter der HeliBernina. «Ich habe die ganze Zeit geglaubt, dass es sich um eine Übung handelte», sagt Georg Brändle (72), der auf dem Parkplatz Bergkäse verkauft und das Geschehen beobachtet. Doch als dann auch die Feuerwehr eintrifft, dämmert es ihm: Es ist bitterer Ernst!
Der Pilot, der bei dem Unfall ums Leben kam, war in der Region verwurzelt, wohnte aber seit kurzem nicht mehr in der Schweiz. Er engagierte sich bei den Motorfliegern, gewann einen Pokal für seine Punktlandungen. Nur: Flugkollegen beschreiben ihn als eher unsicheren Piloten, ja sogar als ängstlich. Ein langjähriges Mitglied der Motorfluggruppe Oberengadin sagt gegenüber SonntagsBlick: «Der Pilot wählte die falsche Route.» Er rechnet vor: «Der Flugplatz liegt auf 1700 Meter, der Unfall passierte auf 2900 Meter: Bei einer Steigleistung von 91 Meter pro Minute ist das Flugzeug am Ende dort, wo es schliesslich zerschellte.»
Christian Gartmann, Sprecher der Motorfluggruppe Oberengadin, sagt: «Der Pilot kannte sich im Gebiet aus und absolvierte alle Tests.» Der Aargauer FDP-Nationalrat Matthias Jauslin (55) ist Präsident des Aero-Club Schweiz, der das Lager durchführt. Nachdem er von dem tödlichen Unfall hörte, reiste er sofort ins Engadin. «Noch nie kam es bei unserem Lager zu einem Unglück – entsprechend geschockt bin ich.»
Ein Careteam betreute die Jugendlichen vor Ort, bei einer Messe nahmen sie von ihren Gschpänli Abschied. Jauslin lobt den professionellen Umgang von Rettern und Betreuern mit den Jugendlichen in dieser schwierigen Situation. «Das hilft uns sehr, dieses Unglück zu bewältigen.» Am Samstagmorgen transportierte ein Sattelschlepper das Wrack der abgestürzten Piper über den Julierpass an einen unbekannten Ort.
Experten der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle werden das Wrack nun untersuchen. Ein Schlussbericht – der Gewissheit über den Unfall geben wird – liegt wohl frühestens im nächsten Jahr vor.
*Name der Redaktion bekannt
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