Cabrio-Ausfahrt mit Königspython
Die irren Eskapaden von Kindsmörderin Natalie K.

«Die Extremtat war in der Persönlichkeit der Mutter angelegt», sagt Gerichtspsychiater Frank Urbaniok. Fatal waren laut dem Gutachter ein instabiler Bezug zur Realität und Geltungsucht.
Publiziert: 29.01.2016 um 14:06 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 13:00 Uhr
Andrea Trueb

Natalie K. machte offenbar gerne mit ihrer Königspython eine Ausfahrt im Cabrio oder schaute sich mit Ehemann Mike K. Luxus-Immobilien an, die sie sich nie im Leben hätten leisten können.

«Das ist nicht verboten», sagte Gerichtspsychiater Frank Urbaniok. Es seien aber gute Beispiele für den «Hang» von Natalie K. «zu speziellen Verhaltensweisen und zur grossen Geste».

Wahr ist, was sich gut anfühlt

Vor den Medien sprach der Gutachter heute Morgen von einer Extremtat, die in der Persönlichkeit der Mutter angelegt gewesen sei. Problematisch seien insbesondere ihr instabiler Realitätsbezug und ihre Geltungssucht gewesen.

Für Natalie K. sei nicht die Realität wahr gewesen, sondern das, was sich gut anfühlte. Dies erkläre die Vielzahl unwahrer oder wenig plausibler Geschichten ebenso wie den Umstand, dass sie sich kaum an Absprachen oder Zusagen hielt. 

Diese beiden Persönlichkeitsmerkmale führten in der Situation des Kindsentzugs dazu, dass Natalie K. den Plan fasste, der Kesb ihre Kinder zu entziehen, indem sie sie tötete.

Während gesunde Menschen ans Lebensrecht der Kinder und mögliche Folgen gedacht und den Plan verworfen hätten, fühlte sich die Kindstötung für Natalie K. «legitim und stimmig» an. Stimmiger zumindest als alle Handlungsweisen, die ihre «Persönlichkeitsorganisation» bedroht hätten.

Extremer Machtkampf

Laut  Urbaniok war sich Natalie K. durchaus bewusst, dass die Kesb – einmal eingesetzt – die Situation der Familie und das Wohlbefinden der Kinder gründlich untersucht und den «Schein» stark ins Wanken gebracht hätte. Die Mutter habe «nicht zu unrecht» befürchtet, dass die weiteren psychologischen Abklärungen möglicherweise Probleme zutage gefördert hätten.

Psychologisch gesehen habe sich Natalie K. in einem extremen Machtkampf befunden und verzweifelt versucht, ihr bisheriges Lebensprinzip und ihre Persönlichkeitsorganisation zu verteidigen. Sich der Kesb zu unterwerfen und ihre ganze Vorstellung von sich und ihrem Leben aufzugeben, sei für Natalie K. schlicht nicht in Frage gekommen.

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