Das Tessin habe zwar seit über 20 Jahren keinen Bundesrat mehr gestellt, doch bei den FDP-Frauen seien es fast 30 Jahre, sagte de Quattro am Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Die letzte und einzige FDP-Bundesrätin sei Elisabeth Kopp gewesen, die auf «ziemlich verabscheuungswürdige Art und Weise» zurücktreten musste.
Einen Konkurrenzkampf zwischen ihr und Nationalrätin Isabelle Moret, die sich eine Kandidatur auch überlegt, schliesst de Quattro aus. Die Kantonalpartei werde am 10 August entscheiden. Es sei zwar möglich, dass sie beide kandidierten: Doch «wir haben uns darauf verständigt, dass die unterlegene die gewählte Kandidatin unterstützt», sagte die frühere Präsidentin der FDP-Frauen.
Sie seien immer solidarisch gewesen, ihr Engagement gelte dem Kanton und den Frauen. Das gleiche gelte auch, sollte sich die FDP für die Tessinerin Laura Sadis als Kandidatin entscheiden: «Für mich ist es entscheidend, dass eine Frau auf dem Ticket steht. Ob Tessinerin oder Westschweizerin ist nicht ausschlaggebend», sagte de Quattro.
Aus der Waadt hat sonst bisher nur noch Ständerat Olivier Français sein Interesse angemeldet. Das interne Auswahlverfahren laufe und sollte ohne zu viele öffentliche Stellungsnahmen vonstatten gehen. Deshalb habe sie bisher auch keine Medienanfragen beantwortet, sagte de Quattro aus ihrem Feriendomizil in Graubünden.
Der Kanton Waadt ist mit Guy Parmelin bereits im Bundesrat vertreten. Gemäss de Quattro wäre für die FDP ein zweiter Waadtländer in der Regierung aber kein Hindernis. «Es gab schon zwei Berner, es gab schon zwei Zürcher, aber ein Vorteil ist es sicher nicht, darüber sind wir uns bewusst».
In ihren Augen ist der Tessiner Anspruch auf eine Vertretung legitim. «Doch der Sitz gehörte bisher der Westschweiz». Es sei deshalb wichtig zu zeigen, dass die Westschweizer FDP über Persönlichkeiten verfüge - Frauen oder Männer - die die Anforderungen der Partei erfüllten.
De Quattro sitzt seit 2007 im Waadtländer Staatsrat. Zuerst leitete sie das Departement für Sicherheit und Umwelt, seit 2014 steht sie dem Departement für Umwelt und Raumplanung vor. Im April wurde de Quattro für eine dritte Amtsperiode als Staatsrätin wiedergewählt. Schon damals hatte sie erklärt, dass dies ihre letzte sein werde.
Grundsätzlich habe sie nach zehn Jahren Kantonalpolitik Lust darauf, ihrem Land auf nationaler Ebene zu dienen, sagte sie im Gespräch. «Ich wäre glücklich, meine Regierungserfahrung und meine Kompetenzen einzubringen.» Ausserdem fühle sie sich als Eidgenossin: eine Waadtländerin, in Zürich geboren, mit Familie in Graubünden.
Die dreisprachige de Quattro besitzt neben dem Schweizer auch einen italienischen Pass. Diesen habe sie durch die Heirat erhalten. Sie sei zwar mit dem Land verbunden und kenne es gut. Aber Wurzeln habe sie dort keine. Und sie würde auch auf den zweiten Pass verzichten, wenn eine Doppelbürgerin in den Augen des Parlaments nicht wählbar wäre.