Bundesrat
Cassis und Maudet werden für Burkhalter-Nachfolge am meisten genannt

Nach dem Rücktritt von Bundesrat Didier Burkhalter sucht die FDP einen Nachfolger aus der Romandie oder dem Tessin. In der Westschweiz fällt der Name des Genfer Staatsrats Pierre Maudet, aus dem Tessin gehört Ignazio Cassis zu den Favoriten.
Publiziert: 14.06.2017 um 18:44 Uhr
|
Aktualisiert: 04.10.2018 um 19:15 Uhr
Wird derzeit als einer der Top-Favoriten in der Burkhalter-Nachfolge gehandelt: Der Tessiner FDP-Fraktionschef Ignazio Cassis. (Archivbild)
Foto: KEYSTONE/PETER KLAUNZER

Für Ständerat Andrea Caroni (FDP/AR) ist klar: Die FDP sucht einen lateinischen Nachfolger für Bundesrat Didier Burkhalter. Das sei auch die Meinung des Parteipräsidiums.

Es sei eine langjährige Tradition der FDP, im Bundesrat mit zwei Sprachregionen vertreten zu sein, sagte Caroni auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Er jedenfalls stehe als Kandidat nicht zur Verfügung.

Für eine allfällige Rochade - bei welcher Burkhalters Sitz durch einen Deutschschweizer und der später frei werdende Sitz von Johann Schneider-Ammann durch einen Westschweizer ersetzt würden - sieht Caroni «absolut keinen Grund».

Schneider-Ammann werde die bis 2019 dauernde Legislatur beenden, hiess es am Mittwoch in seinem Departement. Alle Augen richten sich deshalb auf die Westschweiz und das Tessin. Für den Südkanton, der seit dem Rücktritt von CVP-Bundesrat Flavio Cotti 1999 nicht mehr vertreten ist, biete sich eine «günstige Situation».

Das sagte Bixio Caprara, Präsident der Tessiner FDP, auf Anfrage der sda. Die Tessiner FDP steht in den Startlöchern und nahm noch am Mittwochabend mit den FDP-Vertretern Fabio Abate, Giovanni Merlini und Ignazio Cassis in Bern auf.

Cassis hatte sich als Chef der Bundeshaus-Fraktion der Freisinnigen einen Namen gemacht, allerdings hatte ihm sein Widerstand gegen die Reform der Altersvorsorge bei der Linken viel Sympathie gekostet.

In der Romandie fällt sogleich der Name von Pierre Maudet. Der erst 39-Jährige hat sich als starke Kraft in der Genfer Kantonsregierung einen Namen in der gesamten Westschweiz gemacht, vor allem mit seiner strikten Bekämpfung der Kriminalität im Kanton Genf.

Mit der erleichterten Anerkennung für Sans-Papiers wurde er auch national wahrgenommen. Pierre Maudet machte am Mittwoch auf Anfrage der sda keine Angaben zu einer allfälligen Kandidatur.

Aus dem Kanton Genf, der seit dem Rücktritt von Micheline Calmy-Rey 2011 nicht mehr im Bundesrat vertreten ist, würde auch Nationalrat Christian Lüscher in Frage kommen. Er hatte allerdings 2009 vergeblich um die Nachfolge von Bundesrat Pascal Couchepin gekämpft.

Aus dem Wallis erteilte der FDP-Nationalrat Philippe Nantermod am Mittwoch sofort eine Absage. «Ich bin erst seit anderthalb Jahren in Bern und zu jung», sagte der Vize-Präsident der FDP Schweiz dem Westschweizer Nachrichtenportal Arcinfo.

Vorsichtig äussert sich der Waadtländer Finanzdirektor Pascal Broulis, der ebenfalls vergeblich für die Nachfolge von Couchepin kandidiert hatte. «Das Problem ist, dass die Waadt mit Guy Parmelin (SVP) schon über einen Bundesrat verfügt», sagte Broulis auf Anfrage.

Es sei aber zu früh, um über eine allfällige Kandidatur zu entscheiden. Das gleiche Problem wie Broulis stellt sich für die Waadtländer FDP-Staatsrätin Jacqueline de Quattro und für die FDP-Nationalratsmitglieder Isabelle Moret und Olivier Feller.

Auch aus dem Kanton Freiburg scheint eine Kandidatur angesichts des Sitzes von Alain Berset (SP) unwahrscheinlich. Hingegen könnten die Neuenburger Staatsräte Alain Ribaux und Laurent Favre versuchen, die Neuenburger Vertretung im Bundesrat zu halten.

Beide sassen vor ihrem Einzug in die Kantonsregierung im Nationalrat und kennen sich aus im Bundeshaus. Das gleiche gilt den Neuenburger Ständerat Raphaël Comte, der ab Ende 2015 den Ständerat während eines Jahres präsidiert hatte. Er übernahm schon bei seinem Einzug ins Bundeshaus den Sitz von Didier Burkhalter im Ständerat.

Als mögliche Deutschschweizer Kandidaten werden Ständerätin Karin Keller-Sutter (SG) und der Nationalrat Kurt Fluri (SO) genannt. Doch Politologe Andreas Ladner nimmt nicht an, dass für die FDP zwei Deutschschweizer Bundesräte eine gute Option wären.

Auch für den Politologen Georg Lutz ist es zu früh für Spekulationen. Und «erfahrungsgemäss sind die frühen Namen am Ende sowieso meistens falsch».

Fehler gefunden? Jetzt melden