Wenn in Bern die Eidgenössischen Räte tagen, ist es immer auch Zeit für die «Classe politique». In der SRF-Sendung kreuzen einmal pro Session Parlamentarier die Klingen, normalerweise ist auch ein Bundesrat im TV-Studio.
Wille, Brotz und ein Bundesrat
Doch das Format ist in die Jahre gekommen. Daher will das SRF die Sendung ersetzen – mit einer «Rundschau Spezial». National- und Ständeräte sollen künftig nur noch in kurzen Beiträgen auftreten. In der Hauptrolle stellen sich die Fernseh-Macher einen Bundesrat vor, der von den bekannten «Rundschau»-Moderatoren Susanne Wille und Sandro Brotz interviewt wird.
Wille persönlich wollte die Landesregierung mit einer Charme-Offensive vom neuen Konzept überzeugen und hat deshalb bei der Konferenz der Kommunikationsdienste, in der sich die Informationschefs der Bundesräte austauschen, vorgesprochen. Erfolgreich war sie jedoch nicht, wie die «Aargauer Zeitung» berichtet.
Keine Teilnahme-Garantie
Gemäss Bundesratssprecher André Simonazzi habe die Regierung die Ideen «zur Kenntnis genommen». Die Bundesräte würden das neue Format beobachten und von Fall zu Fall entscheiden, ob sie teilnehmen werden oder nicht. Eine Garantie, für jede Sendung einen Bundesrat zur Verfügung zu stellen, verweigert die Regierung aber.
Hinter den Kulissen sei stattdessen von Boykott die Rede, so die Zeitung. Doch was stört die Magistraten so sehr? Zum einen die Aussicht, mit Brotz und Wille gleich von zwei Journalisten in die Mangel genommen zu werden. Das sei «unfair», heisst es.
Insbesondere auf den immer wieder unangenehm nachhakenden Brotz verspürten die Bundesräte wenig Lust. «Ich würde meinen Job schlecht machen, wenn ich meinen Chef ermuntern würde, sich von Brotz ‹grillieren› zu lassen», zitiert die Zeitung den Berater eines Departementschefs.
«No Billag» wirft ihren Schatten voraus
Zum anderen will man nicht, dass Bundesräte vor laufender Kamera dazu genötigt werden, zu Geschäften von Regierungskollegen Stellung zu nehmen. Und nicht zuletzt sieht die Regierung eine Dauerpräsenz im SRF kritisch. «So kurz vor der hitzigen Debatte über die ‹No Billag›-Initiative könnte es kontraproduktiv wirken, wenn wir den Anschein erwecken würden, SRF zu bevorzugen», so ein Berater. (sf)