«Die Ausleihe des Bundesbriefs an Museen oder Kulturzentren in der Schweiz erachten wir als wenig sinnvoll», schreibt die Regierung im Brief an die Luganeser Stadtregierung. Erwin Horat, Archivleiter des Schwyzer Staatsarchivs, bestätigte einen Bericht der «Luzerner Zeitung» und der Zeitung «Bote der Urschweiz» vom Mittwoch.
Der zuständige Schwyzer Regierungsrat Michael Stähli (CVP) befürchtet offenbar, dass ein Präjudiz geschaffen würde und danach weitere Landesteile, Kantone oder Museen den Bundesbrief begehren würden, wie aus dem Brief hervorgeht. «Damit würde das Dokument gehäuft äusseren Einflüssen ausgesetzt», hält er fest.
Laut «Luzerner Zeitung» und «Bote der Urschweiz» versüsste die Schwyzer Regierung ihre Absage mit einem Angebot: Sie lud eine Delegation der Stadt Lugano ein, das Bundesbriefmuseum in Schwyz zu besuchen.
Luganeser Stadtparlamentarier hatten den Stadtrat von Lugano in einer Interpellation ermuntert, den Bundesbrief für eine temporäre Ausstellung ins Kunst-und Kulturzenturm nach Lugano zu holen. So wurde der Stadtrat von Lugano bei der Schwyzer Regierung vorstellig.
Der Bundesbrief befindet sich seit 1936 im Bundesbriefmuseum in Schwyz. Er liegt in einer Glasvitrine vor dem monumentalen Wandbild «Der Rütlischwur» von Walter Clénin.
Das Dokument verliess das Museum bisher erst einmal: Und zwar 2006, als der Bundesbrief drei Wochen lang Prunkstück der Ausstellung «Sister Republics» in Philadelphia war, die zum Projekt «Swiss Roots» gehört. Die Ausstellung im National Constitution Center zeigte Parallelen zwischen der schweizerischen und der amerikanischen Verfassung auf.
Der Brief überstand die Reise ins Ausland unversehrt. Er war aber auch unter beträchtlichen Sicherheitsvorkehrungen über den Atlantik transportiert worden. Die Ausstellung war aber ein Erfolg: 31'000 Personen wurden gezählt, die ausdrücklich wegen dieses Dokumentes die Ausstellung besuchten.
Die Ausleihe des Bundesbriefs hatte in der Schweiz im Vorfeld aber einen kleinen Wirbel erzeugt. Eine Gruppe von Privatpersonen um den Zürcher SVP-Politiker Christoph Mörgeli hielt es für zu heikel, das über 700 Jahre alte Originaldokument auf Reisen zu schicken und wollte die Pläne verhindern. Mörgeli bot für den Brief eine Million Franken. Die Schwyzer Regierung lehnte das Angebot ab.