Russ und Asche. Ausgebrannte Maschinen – und ein verkohlter Dachstuhl. Das ist alles, was von der einstigen Werkstatt in Roveredo GR blieb. Der einzige Alphorn-Schnitzer in der Südschweiz steht vor dem Nichts.
Es ist Sonntag. Bruno Cattaneo (34), Ehefrau Annalisa (33), Vater Claudio (63) sowie die Kinder Nicola (7) und Aurora (4) sind beim Skilaufen. Gegen Mittag beendet ein Anruf den Ausflug. Ein Nachbar schlägt Alarm: «Bruno, deine Werkstatt steht in Flammen. Du musst sofort zurückkommen!»
Der Schreiner springt ins Auto. Vom oberen Calancatal sind es 20 Minuten nach Hause. «Als wir ins Tal fuhren, sah ich bereits die schwarzen Rauchschwaden hochsteigen. Mir begannen die Knie zu schlottern», sagt Bruno Cattaneo.
Das Feuer lodert eine Stunde lang
Als der Alphorn-Schnitzer ankommt, brennt die Werkstatt lichterloh. Zwar ist die Feuerwehr sofort zur Stelle. Doch der Brand lässt sich erst nach einer guten Stunde zähmen. «Ich stand hilflos da. Musste mit ansehen, wie die Flammen meine Alphörner frassen», sagt Bruno Cattaneo. «Es war, als würde mein Herz brennen.»
Sein Glück: Der Alphorn-Schnitzer hatte am Abend zuvor vier seiner Werke nach Hause getragen. «Sie waren fertig und sollten ausgeliefert werden», sagt Cattaneo.
Vor acht Jahren lernte der Schreiner Alphorn blasen. «Ich war sofort begeistert von diesem wundervollen Instrument. Dann begann ich im Internet zu studieren, wie man Alphörner baut», so der Bündner.
Der Schaden liegt bei über 100 000 Franken
«Das Feuer hat nicht nur meine Werkstatt zerstört, sondern auch 50 Maschinen und Geräte. Ein grosser Teil davon gehört zu unserer Familienschreinerei», sagt der Alphorn-Schnitzer. Der Schaden, so der Bündner Handwerker: über 100'000 Franken. Ein Teil würde die Versicherung übernehmen, aber wohl nicht alles, fürchtet Bruno Cattaneo.
Sein Unglück spricht sich schnell herum. Auch der Präsident des Tessiner Handwerker-Vereins, Roberto Barboni, hört von der abgebrannten Alphorn-Werkstatt und handelt sofort. Auf der Vereins- und der Facebook-Seite «Alp Corn Challenge» wird zu Spenden aufgerufen. «Damit», so Barboni, «Brunos Alphörner bald wieder erklingen.»