Innerhalb weniger Wochen breitete sich das Coronavirus aus. Erst in der chinesischen Stadt Wuhan, dann auf der ganzen Welt. Inzwischen sind Millionen infiziert. Forscher arbeiten fieberhaft daran, einen Impfstoff zu entwickeln, um die Krise zu beenden. Doch vielleicht braucht es das gar nicht. Das Virus könnte schon bald am Ende sein, glaubt Professor Karol Sikora (71) von der Universität Buckingham.
«Es besteht eine reelle Chance, dass das Virus auf natürliche Weise verschwindet, bevor ein Impfstoff entwickelt wird», schreibt der britische Mediziner auf Twitter. Der Grund für seine Annahme: Herdenimmunität. Weltweit seien schon viel mehr Menschen immun gegen das Virus als bislang bekannt. Jetzt heisse es nur noch etwas durchhalten. Abstand halten. Die Verbreitung verlangsamen. Wenn wir das schaffen, könnte das Virus sich selbst zerstören. Sikora dazu: «Meiner Meinung ist das ein realistisches Szenario.»
Nicht mal 10 Prozent sind infiziert
Aber kann das wirklich sein? Ist die Corona-Krise bald überstanden, weil das Virus keine neuen Opfer findet? «Schön wäre es», sagt Professor Christian Griot (62), Leiter des Schweizer Instituts für Virologie und Immunologie, zu BLICK. Für den Experten ist klar. «Solange ein Virus sich vermehren kann, muss man davon ausgehen, dass es nicht einfach sang- und klanglos verschwindet.»
Damit das tatsächlich passieren kann, müssten mindestens 70 Prozent der Bevölkerung geschützt sein. Sei es durch Impfung oder eine natürliche Infektion. So weit seien wir aber noch lange nicht. «Die Daten zeigen, dass in der Schweiz wohl kaum mehr als 10 Prozent der Bevölkerung mit dem Virus in Kontakt gekommen sind. Die vermutete Dunkelziffer der Infektion ist vermutlich nicht so hoch wie zu Beginn angenommen.» Das bestätigt auch das Bundesamt für Gesundheit auf Anfrage. Auch ob die bislang Infizierten gegen das Virus immun wurden, könne man noch nicht sagen.
Krankheiten wurden schon ausgerottet
Erst eine Impfung könnte ein schnelles Ende der Krise bedeuten. Das habe die Vergangenheit bereits gezeigt. «Seit Ende der 1970er Jahre gilt das Pockenvirus als ausgerottet. Dies dank einer erfolgreichen Impfkampagne. Bei konsequenter Durchimpfung wäre dies auch für andere Viren möglich, zum Beispiel das Masernvirus oder eben das Coronavirus», sagt Professor Cornel Fraefel (55), Direktor vom Virologischen Institut in Zürich, zu BLICK.
Dass das Virus auf natürliche Weise, also ohne Impfstoff, ausgerottet wird, ist zwar theoretisch möglich. «Die Chancen sind aber sehr gering», so Fraefel. Und darauf vertrauen könne man schon gar nicht. Momentan sei nicht erwiesen, dass eine Infektion «eine Immunität vermittelt und wie lange eine solche anhält». Ja, nicht mal ein Impfstoff könne absolute Immunität garantieren. Um darüber Aussagen zu treffen, sei es einfach noch zu früh. Bedeutet: Die Krise ist noch lange nicht überstanden. Das Virus ist noch nicht besiegt.