Grossalarm bei der Daru-Wache. Nachdem BLICK Tricksereien und Täuschungen aufgedeckt hat, werden die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes nun von den Chefs schriftlich dazu aufgefordert, die Firma auf jobs.ch oder Google umgehend positiv zu bewerten. Dazu als Versprechen: Wer mitmacht, bekommt ein Geschenkli.
Ob die Firma damit Erfolg haben wird? Seit der BLICK-Enthüllung melden sich weitere Mitarbeiter und zeigen auf: Nicht nur Bund und Kantone werden von der Daru-Wache mutmasslich abgezockt. Am schlimmsten trifft es sie selbst.
So soll die Daru-Wache immer wieder gegen den Gesamtarbeitsvertrag (GAV) verstossen. Diesen Vertrag gibt es seit 2014 – seither kontrolliert die Paritätische Kommission Sicherheit (Pako), dass in der privaten Sicherheitsbranche unter anderem Lohndumping verhindert wird.
Arbeitspläne belegen den Pausenklau
Arbeitspläne und Rapporte (liegen BLICK vor) legen nahe, dass die Daru-Wache den GAV systematisch verletzt. Auch Ex-Mitarbeiter Darco Janijc (33), Nadine K.* (48), Orlando Pittori (63) und Pascal Schöttli (51) berichten davon. Ausserdem aktuelle Mitarbeiter, die anonym bleiben möchten. Darco Janijc sagt klar: «Wir werden jährlich um Hunderte von Stunden und damit Tausende von Franken betrogen!»
Laut GAV müsste die Daru-Wache Mitarbeitern nämlich nach mehr als 5,5 Stunden Arbeit Pausen zugestehen. Doch die können sie regelmässig wegen fehlender Ablösung nicht beziehen. Zum Beispiel in Ikea-Niederlassungen, wo die Daru-Wache engagiert ist.
Zuschläge verschwinden über Nacht
Bis Ende 2016 zahlte die Daru-Wache darum Pausenzuschläge. Dann plötzlich nicht mehr. Darauf angesprochen, behauptet Daru-Chef Yves Opper, dass die Mitarbeiter zwar den Arbeitsplatz nicht verlassen dürften. Die Pause etwa in der Ikea aber sehr wohl beziehen könnten – wenn auch nicht immer zusammenhängend.
Eine Behauptung, die nichts mit der Realität zu tun habe, sagt Orlando Pittori. Er war Objektleiter in der Ikea Basel. «Wir hatten keine Chance, länger als fünf Minuten Pause am Stück einzulegen.»
Über Verstösse gegen den GAV haben sich die Mitarbeiter mehrfach bei der Paritätischen Kommission (Pako) in Bern beschwert. Dort gab man den Mitarbeitern recht, wie Mails vom März 2019 belegen.
Beschwerden bleiben ohne Folgen
Einzig: Die Beschwerden hatten für die Daru-Wache keine Folgen. Im September verlängerte die Pako die GAV-Bestätigung für die Firma nämlich.
Die Daru-Wache machte damit sogar Werbung. O-Ton: Die Pako bescheinige, dass die Daru-Wache «alle Kriterien und Artikel des GAV lückenlos und vollumfänglich einhält. Das Untersuchungsergebnis ist erneut ein Glanzresultat!».
Die Mitarbeiter sind fassungslos. Denn ihnen werden nicht nur Pausen gestohlen. Auch die gesetzliche Ruhezeit von mindestens acht Stunden hält die Daru-Wache wiederholt nicht ein. Nach einem Spätdienst bis 22 Uhr gleich wieder um 5 Uhr antreten? Keine Seltenheit!
Branchenaufsicht entschuldigt sich bei Betroffenen
Daru-Chef Opper bestreitet dies, obwohl BLICK diverse Wochenpläne vorliegen, die das belegen. «Die Aussage, dass die minimale Ruhezeit immer wieder unterschritten wird, können wir nicht teilen», sagt er.
Pako-Geschäftsführer Emanuel Zloczower (49) ist es mit der Einschätzung der Daru-Wache heute nicht mehr so wohl. Als er von BLICK mit den Vorwürfen der Mitarbeiter konfrontiert wird, geht er auf Distanz. «Die Aussage der Daru-Wache, dass sie alle Kriterien und Artikel des GAV lückenlos und vollumfänglich einhalten soll, ist falsch», sagt er. Man werde sich den Sachverhalt nun anschauen.
Für den Umgang mit Mitarbeitern der Daru-Wache entschuldigt sich Zloczower sogar. «Die Pako Sicherheit sieht Handlungsbedarf im Umgang mit Hinweisen von Mitarbeitenden. Vorliegend sind vonseiten der Pako Fehler passiert, dies werden wir aufarbeiten.»
* Name geändert