Boden
Bodenqualität sollte bei Raumplanung eine grössere Rolle spielen

Bei raumplanerischen Entscheiden sollte die Qualität des Bodens eine grössere Rolle spielen. Das regen Wissenschaftler des Nationalen Forschungsprogramms (NFP) «Nachhaltige Nutzung der Ressource Boden» an.
Publiziert: 03.05.2018 um 10:13 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 13:35 Uhr
Bei raumplanerischen Entscheiden sollte die Bodenqualität stärker in die Interessenabwägung einbezogen werden. Dies fordern Forschende des Nationalen Forschungsprogramms «Nachhaltige Nutzung der Ressource Boden». (Archivbild)
Foto: KEYSTONE/GAETAN BALLY

Pro Jahr gehen knapp tausend Hektaren Kulturland in der Schweiz verloren, vorwiegend im Mittelland und in den Talgebieten. Zwischen 1985 und 2009 sind insgesamt 85'000 Hektaren verschwunden, das entspricht fünf Prozent des 1985 noch vorhandenen Kulturlands. Diese Entwicklung hat sich mit leicht reduziertem Tempo auch in den vergangenen Jahren fortgesetzt.

Mit der Revision des Raumplanungsgesetzes (RPG) habe sich die Situation in Bezug auf Neueinzonungen zwar entschärft, heisst es in einer Mitteilung des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) vom Donnerstag. Der Bodenverbrauch bei Infrastrukturvorhaben und beim Bauen ausserhalb der Bauzone bleibe jedoch hoch.

Fällt Boden weg, werden auch dessen zahlreiche Leistungen vernichtet, etwa die Bodenfruchtbarkei und die Fähigkeit, Kohlenstoff zu speichern oder Wasser zurückzuhalten und zu filtern. Obwohl das RPG eine haushälterische Nutzung des Bodens vorschreibt, ist Kulturland laut den Forschenden durch die bestehende Gesetzgebung nicht ausreichend geschützt.

Im Vergleich zu anderen schützenswerten Gebieten wie Mooren und Wald bestehen beim Kulturland weniger spezifische Schutzziele. Eine Ausnahme bilden die Fruchtfolgeflächen, die rund einen Drittel aller landwirtschaftlichen Flächen ausmachen. Die restlichen zwei Drittel des Kulturlands werden in der Interessenabwägung kaum berücksichtigt, wie aus zwei Berichten zum NFP hervorgeht. Dabei sollten gerade Aspekte wie die Filterfunktion oder der Boden als Lebensraum berücksichtigt werden.

Um die Bodenqualität zweckmässig in Planungsentscheide einzubeziehen, braucht es aber geeignete Instrumente. Deshalb schlagen die Wissenschaftler die Schaffung von Bodenindexpunkten vor, die es ermöglichen, Bodenqualität fassbar zu machen. So liefern die Indexpunkte Informationen dazu, wo Umzonungen oder das Bauen die geringsten Auswirkungen auf die Bodenqualität hätten.

«Ein solches System kann eingesetzt werden, um die Bodenqualität langfristig zu erhalten», wird Adrienne Grêt-Regamey von der ETH Zürich in der Mitteilung zitiert. Auf Kantonsebene könnte beispielsweise ein Grenzwert festgelegt werden, der den maximal tolerierbaren Verbrauch an Bodenindexpunkten vorgibt.

Durch diese Kontingentierung könnte der Verbrauch an Bodenqualität gelenkt werden. Erfahrungen in Stuttgart (D) hätten gezeigt, dass sich mit solchen Instrumenten der Verlust an Bodenqualität vermindern lasse.

Besonders die zu erwartende Bevölkerungsentwicklung und der Klimawandel sind grosse Herausforderungen für die nachhaltige Nutzung des Bodens. «Weil der Boden keine erneuerbare Ressource ist, führt langfristig kein Weg an einer Begrenzung vorbei», sagte Felix Walter vom Büro Ecoplan.

Deshalb seien nicht nur Massnahmen in der Land- und Forstwirtschaft nötig, sondern auch in der Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung. Hierbei müssten die verschiedenen Akteure gut zusammenarbeiten.

«Die anstehende zweite Revision des Raumplanungsgesetzes bietet eine Chance, die Bodenqualität in der Gesetzgebung besser zu verankern» sagt Grêt-Regamey. Allerdings bleibe nicht viel Zeit, um effektive Massnahmen zu ergreifen. «Unsere Analysen zeigen, dass der zeitliche Spielraum für den Schutz der heutigen Bodenqualität enorm eng ist.»

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