Es sind Szenen, wie sie jeder kennt, der in der Schweizer Armee Dienst geleistet hat. Irgendwann langweilt sich die Truppe – und kommt auf lustige Ideen. Oder auch auf dumme.
Man verkleidet sich. Man singt – oft unter Alkoholeinfluss – anstössige Lieder. Man versucht, möglichst viele Leute in ein Armeefahrzeug zu zwängen – oder rast mit diesem sinnlos durchs Gelände.
Praktisch jeder Armeeangehörige hat schon einmal bei solchen Blödeleien mitgemacht. Früher hat allerdings kaum jemand davon erfahren. Doch heute, wo Smartphones allgegenwärtig sind, werden sie gefilmt oder fotografiert – und umgehend ins Internet gestellt.
Über 30'000 Likes
Facebook-Seiten wie «justswissmilitarythings» oder «Dinge, die man im Militär nicht sagt» haben es sich zum Ziel gesetzt, die «besten Videos und Fotos» der Schweizer Armee und die «lustigsten Posts» zu sammeln und weiterzuverbreiten.
Mit einigem Erfolg. Laut dem Online-Portal «Storyfilter.com» existiert «Justswissmilitarythings» erst seit wenigen Wochen, hat aber, bereits mehr als 20'000 «Gefällt mir»-Angaben. «Dinge die man im Militär nicht sagt» kommt sogar auf 30'000 Likes.
Soldat im Kinderwagen
Zu sehen ist dort beispielsweise, wie eins Soldat auf seinem Regenschutz einen Hang hinunterschlittelt. Oder «die neuschde Fahrzüüg vode Armee». Das Bild zeigt einen Soldaten, der in einem Kinderwagen sitzt und salutiert.
Vieles ist harmlos. Es gibt aber auch fragwürdige Videos. Etwa jenes, in dem ein Militär-Puch mit massiv übersetzter Geschwindigkeit über einen Bahnübergang springt.
Armee ist «not amused»
Bei der Schweizer Armee hat man von den beiden Facebook-Seiten Kenntnis. Und «keine übermässige Freude» daran, wie Armeesprecher Walter Frik auf Anfrage von Blick.ch mitteilt.
Er betont: «Ohne Erlaubnis des vorgesetzten Kommandanten ist es verboten, entsprechende Aufzeichnungen zu machen und diese ins Netz zu stellen.»
Zur Rechenschaft ziehen
Die Armee prüfe deshalb alle ihr bekannten Veröffentlichungen – «insbesondere auf Verletzung von Sicherheitsvorschriften, Verschleuderung von Armee Material, Extremismus und Gewaltdarstellung, sowie Herabsetzung oder Erniedrigung von anderen Menschen», so Frik.
In solchen Fällen würden Verfahren eingeleitet, um die Urheber der Aufzeichnungen zu eruieren und zur Rechenschaft zu ziehen.
Dass es sich nicht ganz verhindern lässt, das Amateurvideos aus dem Militärdienst auf Facebook und andere Soziale Medien gestellt werden, ist aber auch der Schweizer Armee bewusst. «Es ist der heutigen Gesellschaft offenbar ein Bedürfnis sich in allen möglichen Situationen zu präsentieren», sagt Frik. (bau)