Plastik statt Marmor, Fenster, die sich gar nicht öffnen lassen, eine Garage, die nicht befahrbar ist, ungleich hohe Türen und an allen Wänden lose Kabelenden. Ihr neues Eigenheim hatten sich Brigitte (60) und Paul Blaser (69) aus Romanshorn TG anders vorgestellt. «Unser Traumhaus entpuppte sich als Schrottbude!», sagt das Ehepaar. «Wir wurden von der Baufirma hereingelegt.»
Ihren Lebensabend wollten die Blasers in einem schönen, modernen Haus verbringen. Deshalb beauftragten sie im Oktober 2013 die Firma von Kai N.* mit der Realisierung, einem Bauuntenehmer und Fahrlehrer aus der Region. Im März 2014 sollte das Haus fertig sein.
«Er sagte, er könne bis zu 200'000 Franken billiger bauen als die Konkurrenz», so Paul Blaser. «Dank fixfertigen Bauelementen und Arbeitern aus Slowenien.»
Das Haus steht. Aber um hineinzugelangen, müssen Blasers über eine Holzplanke balancieren. Die Küche ist provisorisch, der Dampfabzug hängt neben statt über dem Herd. Die Liste der Mängel ist endlos. Seit über einem Jahr lebt das Ehepaar auf einer Baustelle.
Es wurde mächtig gepfuscht: So wurden vier Eingangstüren direkt nebeneinander eingesetzt, und statt der bezahlten Marmorleisten wurde Plastik verbaut. Die Garage ist unbrauchbar. «Weil der Winkel der Einfahrt zu steil ist, kratzt die Unterseite der Autos am Boden», sagt Brigitte Blaser. Ausserdem sei das gesamte Haus zu schmal geraten: «Uns fehlen etwa zehn Quadratmeter. An diesem Haus stimmt nichts.»
Die Baufirma ist sich keiner Schuld bewusst. «Die Vorwürfe entbehren jeder Grundlage», lässt Kai N. über seinen Anwalt ausrichten.
Die finanziellen Folgen für das Ehepaar sind verheerend: Statt der geplanten 600'000 Franken gaben sie 750'000 Franken aus, unter anderem für Reparaturen, Anwälte und Gutachter. Seit über einem Jahr läuft der Rechtsstreit – ein Ende ist nicht in Sicht. Um die Kosten zu decken, mussten Blasers einen Kredit von 100'000 Franken aufnehmen: «Der Sohn musste bei der Bank bürgen. Uns steht das Wasser ja bis zum Hals.»
Nicht nur finanziell, auch körperlich ist das Ehepaar am Ende. Ihren Job als Krankenschwester gab Brigitte Blaser auf: «Die psychische und physische Belastung wurde einfach zu gross.» Paul Blaser ist pensionierter Polizist. Dass ihn mit fast 70 Jahren Existenzängste plagen, macht ihm schwer zu schaffen. Dazu kommen die Vorwürfe von Freunden und Verwandten: «Warum bestellst du dein Haus denn in Slowenien?»
Weil kein Geld für Handwerker mehr da ist, greift Blaser längst selber in die Werkzeugkiste: «Ich habe sicher schon 500 Arbeitsstunden in Reparaturen investiert, um das Haus wenigstens halbwegs bewohnbar zu machen.»
Das hätte er besser sein lassen. Denn dadurch hat er jeden Garantieanspruch verwirkt.