«Ich hätte nicht gedacht, dass es so einfach ist», sagt Carmen Ambühl (42) und schmiegt sich an ihren Res. Res Teuscher (26, Fenstermonteur) nickt: «Von Anfang an sagte niemand was dagegen. Wenn sonst alles stimmt, ist das doch wurst, da spielt das Alter keine Rolle.» Die beiden sitzen in Carmens Garten. Sie wohnt in Oberdiessbach BE, er hat noch eine eigene Wohnung, zwanzig Minuten entfernt.

Was Carmen zu Beginn ihrer Beziehung Res verschwiegen hat: dass sie nicht allein in dem Haus wohnt. Sie hat Kinder. «Am Anfang hatte sie sich nicht getraut, mir das zu sagen», sagt Res. «Als ich merkte, dass es ernst wird mit uns, musste ich es ihm mitteilen. Sofort», ergänzt Carmen. «Wir trafen uns auf einem Parkplatz, gingen spazieren», erinnert sich Res. «Ich merkte, dass da was ist.» Carmen: «Ich habe dich gehalten, damit du ja nicht davonrennst.» Res: «Dann durfte ich raten. Drei, vier, fünf?» Es sind acht. Acht Kinder hat Carmen aus ­ihrer Ehe. Res musste erst mal leer schlucken. «Aber wegrennen, daran dachte ich nicht.» Später schreibt er Carmen ein SMS: «Du könntest auch 100 Kinder haben.»

Das Alter spielt keine Rolle

Getroffen haben sie sich im Fitnesscenter. «Als Frau in meinem Alter schaut man nicht nach rechts oder links bei so Jungen», sagt Carmen. «Aber klar ist er mir aufgefallen, schau ihn doch an!» Res: «Wenn ich ehrlich bin, habe ich schon immer auf Ältere geschaut. Von der Art her und von allem hat es mich mehr interessiert. Da ist sie mir schon aufgefallen. Aber ich hätte nicht damit gerechnet, dass es so weit kommt.»

Carmen hat nie nach einem Jüngeren gesucht. Nach der Trennung von ihrem Mann wollte sie erst mal alleine bleiben. So hat sie Res nur sporadisch gesehen. «Am Anfang hatten wir das Gefühl, es sei ein Flirt. Und haben uns eher im Versteckten getroffen», sagt Res. «Wir dachten, das geht doch nicht. Ich hatte erst Angst, denn: Was kann ich ihr bieten? Sie ist ­älter, erwachsener. Funk­tioniert das mit den Kindern? Dann kamen wir trotzdem wieder zusammen.»

Carmen: «Ich habe mich ganz langsam verliebt. Plötzlich merkt man – es ist mehr als einfach verliebt. Du merkst, dass es Liebe ist. Dann haben wir begonnen, die Familie miteinzubeziehen.» Carmens ältester Sohn ist 20, die älteste Tochter 18. «Erst wusste sie nur das ­Alter», sagt Carmen. «Da sagte sie: ‹Mami, das geht gar nicht, das könnte ja mein Freund sein!› Danach hat sie aber gemerkt, wie wir zueinander stehen. Kürzlich sagte sie Res, dass er mir guttue.»

«Du könntest auch 100 Kinder haben»

Res’ Mutter ist fünf Jahre älter als Carmen. Vor dem ersten Treffen war sie sehr nervös. «Gott, stell dir vor, das ist schon komisch», so Carmen. «Aber wir verstanden uns sehr gut.»

Beide sehen im Alter des andern grosse Vorteile. «Sie hat etwas im Kopf», sagt Res, «ist viel weiter entwickelt, viel interessanter.» Carmen: «Er mag mit mir mithalten, hat extrem viel Energie. Das hat ein Mann in meinem Alter nicht mehr. Der schaut lieber Fussball, sitzt vor dem Fernseher. Und die körperlichen Vorzüge! Die sind bei ­einem jungen Mann natürlich ganz anders. Aber es ist nicht die Jugend, sondern seine Art. Ich nähme ihn auch, wenn er zehn Jahre älter wäre.»

Carmen hat nur eine Befürchtung: «Dass Res Kinder will. Das ist das Einzige, was ich ihm nicht bieten kann. Ich habe acht, das Thema ist für mich abgeschlossen.» Res beruhigt: «Ich wollte nie unbedingt Kinder, die Angst hat sie eigentlich grundlos.»