Viermal krachte es in den letzten zwei Wochen auf Schweizer Strassen. Viermal brach das Heck bei den 600-PS-Boliden aus – viermal sassen unerfahrene Junglenker am Steuer (BLICK berichtete).
BLICK will wissen, wie schnell die Kontrolle entgleiten kann. Besonders, wenn die Stabilitätskontrolle ausgeschaltet ist. Reporterin Anastasia Mamonova (32), selbst noch mit dem «grünen L» unterwegs, testet auf dem Gelände des TCS-Fahrzentrums in Hinwil ZH einen BMW M5 mit kraftvollen 625 PS.
Das Auto dreht sich einmal um 180 Grad
Schnell wird klar: Selbst bei niedriger Geschwindigkeit ist das Fahren ohne die Fahrerassistenz ein Risiko. Bereits bei 18 km/h bricht das Heck in der Kurve auf dem Gleitbelag aus. Die Kontrolle ist so gut wie weg. Die immense Kraft des 625-PS-Boliden übernimmt die Regie.
Auch ein Gegenlenken bringt kaum was, das Auto dreht sich in kurzer Zeit einmal um 180 Grad. «Das Einzige, was in solchen Fällen hilft, ist, sofort voll zu bremsen und zu warten, bis das Auto still steht», sagt der TCS-Experte Adrian Suter. Er erklärt, dass die Beschaffenheit des Bodens eine entscheidende Rolle spielt – ab wie viel km/h das Heck ausbrechen kann. Denn: «Je rutschiger der Untergrund, umso tiefer ist das Tempo, bei dem das Fahrzeug instabil wird.»
Der Praxistest zeigt: Wenn es nass ist, reicht ganz wenig, und schon hat man verloren. Auch als der Kosovare Ardian C.* (20) am 5. Oktober in Dietikon ZH auf die Gegenfahrbahn gerät und den Kleinwagen mit der 42-jährigen Mutter und ihrer vier Jahre alten Tochter crasht, ist die Fahrbahn nass.
Heck bricht nur beim Einlenken aus
Der Experte ergänzt, das Heck breche nur dann aus, wenn man einlenkt. Auf einer geraden Strecke passiere nichts, versichert Suter. Mit einer eingeschalteten Stabilitätskontrolle, die das Ausbrechen verhindert, sowieso nicht. Suter weiter: «Das Auto per se ist nicht instabil. Wenn man den Fahrerassistenten ausschaltet, ist es eine mutwillige Manipulation. Es passiert auch nicht bloss, wenn man aus Versehen auf den falschen Knopf kommt. Dafür braucht es ganze drei Schritte, die man bewusst ausführt.»
Von diesem Kniff rät er deshalb auch ab: «Es gibt absolut keinen Grund, das Fahrerassistenzsystem im Strassenverkehr auszuschalten.» Nur auf der Rennstrecke «unter kundiger Anleitung» sei es okay.
Mit einem Knopfdruck ist die Stabilitätskontrolle wieder aktiviert. Der Wagen rutscht in der Kurve wegen des nassen Bodens auf der Teststrecke zwar auch hin und her, bleibt jedoch stets in der Spur. «Auf rutschigem Untergrund verhindern gezielte Bremseingriffe des Fahrerassistenzsystems, dass du weiter wegrutschst», sagt Suter. Im Notfall werden so also nicht nur Blechschäden verhindert, sondern auch Menschenleben gerettet.