Airlines weltweit haben ein grosses Problem mit dem Boarding Pass. Kommt er in die falschen Hände, sei es auch nur durch ein Bild auf Instagram oder Facebook, ist ein gefährlicher Missbrauch möglich: Kriminelle können Daten klauen, den Flug umbuchen oder gar stornieren. (BLICK berichtete)
Das Datenschutzleck ist nach der BLICK-Recherche nun auch ein Fall für die Behörden geworden. Der Grund: Das Problem besteht auch bei der Swiss, und damit sind auch die Daten von Schweizerinnen und Schweizern in Gefahr.
Adrian Lobsiger, der Eidgenössische Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragte (EDÖB), stellt auf Anfrage von BLICK klipp und klar fest: «Für uns genügen Sicherheit und Kundeninformation nicht.»
Swiss musste Leck erklären
Die Swiss musste sich schon nach dem ersten BLICK-Bericht beim Datenschützer erklären, vermochte dabei aber offenbar nicht zu überzeugen. «Wir haben der Swiss Vorschläge gemacht, wie sie den Schutz der Personendaten verbessern könnte. Es ist jetzt an der Swiss, diese zu prüfen und mitzuteilen, bis wann die Kundinnen und Kunden mit Änderungen rechnen können», sagt Hugo Wyler, Sprecher des Datenschützers, auf Anfrage.
Er stellt auch klar: «Wir behalten uns vor, die getroffenen Massnahmen zu gegebener Zeit zu überprüfen.» Die Swiss teilte auf Anfrage mit, dass man mit dem Datenschützer im Austausch stehe und seine Massnahmen prüfen werde.
«Viele Personen betroffen»
Für den Datenschutz-Experten und Rechtsanwalt Martin Steiger ist der Fall klar: «Das Datenschutzproblem bei den Airlines muss gravierend sein, wenn der EDÖB sich des Falles annahm.»
Steiger vermutet, dass der Datenschützer das Leck als «Systemfehler» einstuft. «Gemeint ist damit ein Problem, das eine grössere Anzahl von Personen in ihrem Datenschutz verletzen kann. Offenbar wird der Datenschutz so sehr verletzt, dass die Gefahr von Missbräuchen als erheblich eingeschätzt wird.»
Der Swiss blieben nun zwei Möglichkeiten: Sie müsse diese Empfehlungen zeitnah umsetzen und das Datenschutzproblem lösen, andernfalls drohe ihr ein Verfahren vor dem Bundesverwaltungsgericht. «Die Swiss und ihre Muttergesellschaft Lufthansa stehen unter Zugzwang», betont Steiger weiter.