Am Montagabend haben sich Mr. Corona Daniel Koch und Pfarrer Christoph Sigrist in der Zürcher Grossmünster eingefunden, um zusammen etwa eine Stunde über die Corona-Pandemie und Gott zu reden.
Nicht alle im Publikum sind Koch positiv gesinnt – eine Gruppe Corona-Skeptikern befindet sich unter den Zuschauern und macht sich mit lauten Zwischenrufen bemerkbar.
Brenzlig wird die Situation nach dem stündigen Gespräch, als sich die Skeptiker zum Altar begeben und den ehemaligen Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten des BAG der Lügerei bezichtigen. Koch bleibt ruhig und hört sich mehrere Minuten die Vorwürfe an und gibt Antwort. Nachdem die Stimmung aber immer aggressiver wird und die Skeptiker Koch kaum mehr ausreden lassen, beendet dieser das Gespräch und zieht von dannen.
«Anstand muss gewahrt werden»
In der Kommentarspalte auf Blick.ch löst die Aktion eine heftige Diskussion aus. Vor allem die Art und Weise, wie die Gruppe gegenüber Daniel Koch aufgetreten ist, wird bemängelt. Stellvertretend für viele Leserinnen und Leser schreibt Alessandro Marchiori: «Weshalb können die Corona-Skeptiker nicht normal diskutieren? Brüllen und anpöbeln sind doch keine Argumente. Die reden von Meinungsfreiheit, aber verbieten andere Meinungen. Es gibt genügend ehrliche Fakten über das Virus. Man kann darüber normal diskutieren. Es beweist einfach, dass es den Corona-Skeptikern nicht um Fakten geht, sondern um eine gefährliche Bewegung, die den Staat nicht mehr akzeptieren wollen.»
Das sieht Leser Hanspeter Greuter gleich: «Man kann ja bei allem geteilter Meinung sein, aber den Anstand sollte man trotzdem bewahren. Für einige Zeitgenossen trifft das in der heutigen Zeit wohl nicht mehr zu. Alles infrage stellen, Leute anpöbeln und anderer Leute Ansichten werden mit Verachtung gestraft.»
«Gefangen in ihrer Vorstellung»
Leser Tom Locher kann nur schlecht nachvollziehen, wie sehr sich Verschwörungstheoretiker auf ein einzelnes Thema fixieren können. Wobei er versteht, wie man in solche Kreise gelangen kann: «Gefangen in ihrer Vorstellung und bestärkt durch ihre ‹Glaubensgenossen› sind die zu keinem Gespräch bereit. Infos holen sie sich aus den sozialen Medien, wo ungestört Unwahrheiten und Lügen verbreitet werden.» Sein Appell: «Habt alle eure Meinung, entspannt euch aber mal wieder.»
Zurück zum Vorfall vom Montagabend. Roberto Monova findet die Art der Aktion wie viele zwar auch «unschön». Seiner Meinung nach, ist Daniel Koch aber ein Mitgrund, weswegen die Schweiz in zwei Lager geteilt ist und viele kritisch sind. Er schreibt: «Koch war derjenige, der als Notlüge argumentierte, dass Masken nichts bringen – weil man keine hatte und es versäumte, diese rechtzeitig zu organisieren. Lügen haben bekanntlich kurze Beine – das Chaos ist nun perfekt und die Glaubwürdigkeit weg.»
Auch Leser Remo Schmid findet, dass Daniel Koch Mitschuld an solchen Situationen trägt: «Herr Koch hat sich während seiner Amtszeit in Widersprüche manövriert. Da muss man sich nicht wundern, wenn man danach noch dafür angefeindet wird. Mit dem muss man umgehen können.»
Kann man also von ausgleichender Gerechtigkeit sprechen? «Nein», findet Leser Stephan Meier. «Solche Pöbeleien hat Herr Koch nicht verdient! Er hat immer mit bestem Wissen und Gewissen gehandelt und dies war nicht sehr einfach in dieser vollkommen neuen Situation. Also bleibt mal alle einfach anständig!»
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