Natürlich, ein Ameisenhaufen. Schon von weitem hat er ihn erblickt, der Horat Martin (70) aus Rothenthurm SZ. Diesem Dorf im Bibertal mitten zwischen Inner- und Ausserschwyz, 923 Meter über Meer, 2238 Einwohner. «Turä» nennen es die Einheimischen. Mit dem berühmten Hochmoor, der überdimensionierten Kirche St. Antonius, dem mittelalterlichen Letziturm mit seinem roten Dach.
Muotathaler Wetterschmöcker
In Rothenthurm kennt jeder den Horat. Den berühmtesten der Muotathaler Wetterschmöcker. Seit er für einen Werbespot von Schweiz Tourismus in einen Ameisenhaufen sass und mit Hilfe der Krabbeltiere einen «verreckt schönen Winter» vorhersagte, ist der 1.60 Meter grosse Mann in der ganzen Schweiz Kult.
«Schau dort, noch ein Hampeissihuufe», sagt er also mit seinem derben Innerschwyzer Dialekt. «Und dort noch einer.» Wir fahren mit dem Auto die engen Kurven einer Waldstrasse hinauf zum Bergrestaurant Wildspitz.
Es liegt auf dem höchsten Gipfel des Rossbergmassivs, auf knapp 1600 Höhenmetern hoch über dem Schwyzer Talkessel. Horat möchte die Aussicht zeigen auf die Berge Mythen und Rigi. Auf das alte Land Schwyz, das Tal der Eidgenossen, der Sagen und Legenden.
Doch bevor er sich beim Restaurant auf die Terrasse setzt und einen sauren Most trinkt, bevor er seine Pfeife stopft und pausenlos pafft, will er erst einmal diesen Ameisenhaufen am Strassenrand zeigen, auf halber Höhe am Berg.
Hier, mitten im Weidegebiet, riecht es nach fettem Gras. Weiter oben am Hang bimmeln die Glocken der sömmernden Kühe. Die Sonnenstrahlen brechen sich in den Nebelschwaden. Die ziehen durch die Bäume unterhalb der Weiden, der Nordwind treibt sie den Hängen entlang nach Süden ins Tal von Schwyz. Die wilde Szene erinnert an eine Zeit, als sich hier die Eidgenossen und Habsburger die Köpfe einschlugen.
«Waldhandschuhe»
Bedächtig hält Horat seine Hand in das Ameisengewusel. In seinem Gesicht werden die Augen noch kleiner, als sie schon sind. Er lächelt. Auffällig scheu krabbeln die Tierchen über seine Hand und bedecken sie. Jetzt wird klar, warum man den Ameisen im Volksmund «Waldhandschuhe» sagt. «Sie sind heute nicht aggressiv», sagt Horat. «Das heisst, das Wetter wird schön.» Zum nassen Sommer meint er schelmisch: «Wenns regnet, dann ist es eben nass.»
Und dann, ohne dass man ihn dazu auffordern müsste, setzt er sich in den Haufen und lässt sich von den Ameisen «aseiche».
Oben auf dem Gipfel haben sich dicke Wolken vor die Aussicht geschoben. Horat kümmert das wenig. Ganz nach seinem Motto, man müsse das Wetter halt nehmen, wie es ist.
Wir setzen uns trotzdem auf die Terrasse. Horat zündet die Pfeife an und erzählt vom Kanton Schwyz. Wie viel Quadratkilometer Fläche er hat, wie viel Wald, Fels, Einwohner. Wann welche Schlachten geschlagen wurden, in welchem Winter das Wetter besonders garstig war.
Horat kennt die Daten und Zahlen auswendig. Er hat die Wetteraufzeichnungen des Klosters Einsiedeln aus den letzten 500 Jahren im Kopf. Sie sind die Grundlage für seine Wetterprognosen. Weil sich gewisse Wetterphänomene wiederholen.
Schwyzer Unikat
Der Wetterprophet verkörpert wie kein Zweiter das knorrige Schwyzer Unikat: mit Schalk in den Augen, träfen Sprüchen im urigen Dialekt, eigenwillig und heimatverbunden.
Martin Horat sagt, er könnte nie in einem anderen Kanton leben. Zu stark wäre sein Heimweh. «In den anderen Kantonen sind doch alle gleich. Aber wir Schwyzer, wir sind ein urchiges Volk.»
Martin Horat lebt das Klischee einer idyllischen Bergler-Schweiz, nach der sich viele sehnen. Dass diese vermeintlich heile Welt verschwindet, weiss auch er. «Die Originale», sagt er, «sterben leider aus.»
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