BLICK in Blatters Heimatort Visp
«Sepp, komm heim!»

Es gab nie einen König, einen edlen Ritter oder tollkühnen Krieger aus Visp VS. Der mittelalterliche 7340-Einwohner-Ort hat nur einen Helden: Joseph S. Blatter (79). «Sepp» baute die Fifa auf, ist der mächtigste Mann im Weltfussball – und der grösste Visper aller Zeiten.
Publiziert: 03.06.2015 um 22:06 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:36 Uhr
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Gemeindepräsident Niklaus Furger (62): «Der Sepp ist einer von uns – und wir sind stolz darauf.»
Foto: Thomas Andenmatten
Von Myrte Müller

Am Dienstag stieg Sepp Blatter vom Fifa-Thron, stellte sein Amt als Präsident des Weltfussballverbandes zur Verfügung. Schock im Ort. «Wir hatten gerade Gemeindesitzung», sagt Niklaus Furger (62), «als die Nachricht kam. Sepp ist zurückgetreten? Das kann doch nur ein Witz sein. Wir waren fassungslos.»

Über Korruptionsvorwürfe will der Gemeindepräsident nichts sagen. Egal, was da kommt. Man sei stolz auf Blatter, sagt Furger. «Sepp ist einer von uns, er ist immer zu seinen Wurzeln in Visp gestanden.» Als Blatter 1998 erstmals die Präsidentschaft der Fifa übernahm, benannten die Visper die Gemeindeschule nach ihm.

Blatter revanchiert sich mit Heimattreue. «Er ist in Visp angemeldet, kommt so oft er kann. Man trifft ihn auf dem Pürumärt,  schwatzt bei einem Walliser Tropfen», erzählt Furger. Blatter habe immer ein offenes Ohr für die Visper.

So sehen es auch Josef Schwarz (61) und Norbert Eder (65). Der eine ist Vizepräsident des FC Visp, der andere Sportjournalist bei Radio Rottu und im Vereinsvorstand. «Sepps Rücktritt hat uns erschüttert wie ein Beben. Doch ich verstehe ihn. Es war ein Riesendruck», sagt Schwarz. Blatter habe sehr viel für den Visper FC getan, sagt der Vize. Als der Verein im vergangenen August 100 Jahre Bestehen feierte, habe Blatter geholfen, ein Promi-Spiel zu organisieren. «Er hat sogar Ronaldo aus dessen Ferien auf Ibiza nach Visp geholt.» Der Bäckereibesitzer findet: «Man sollte in Visp ein Sepp-Blatter-Museum errichten.»

Auch Norbert Eder zeigt Verständnis für Blatters Entscheid zurückzutreten: «Einen echten Oberwalliser haut so schnell nichts um. Doch wenn es zu heftig gewittert, muss auch der stärkste Bergler in Deckung gehen.» Am liebsten würde Eder ihm zurufen: «Sepp, komm heim. Hier sind deine Freunde.»

Auch am Stammtisch gibt es nur das eine Thema. Besonders im «Napoleon». Die Beiz gehört Dominik Andenmatten (43), Blatters Schwiegersohn. «Noch am Abend riefen die Leute an, fragten nach seinem Befinden», erzählt der Gatte von Blatters Tochter Corinne (54) und gibt auch gleich die Antwort: «Dem Sepp geht es jetzt ganz gut. Der Druck auf ihn lässt nach.»

Stammgast Paul Nellen (67) legt für Sepp Blatter die Hand ins Feuer. «Das ist ein ganz Lieber. Ich kenne ihn seit vielen Jahren von den grossen Blatter-Familienfesten», sagt er beim Bierchen. «Die anderen in der Fifa sind korrupt. Nicht Sepp. Was kann Sepp da schon machen? Man sollte ihn in Ruhe lassen.» Die Burschen Sandro (14), Davide (12) und Kuquku (13) sind auf dem Weg zum Fussballplatz. Sie sind Nachwuchs-Kicker in Visp – die neue, junge Generation.

«Der Blatter war sicher sehr wichtig für den internationalen Fussball. Und ich bin stolz, dass er wie ich ein Visper ist», sagt Davide. Und sein Kollege Kuquku findet: «Es ist schon schade, dass er geht. Aber vielleicht kommt so neuer Schwung in die Fifa.

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