Kurz nachdem Sadik R.* * (†57) im Mai das montenegrinische Volksfest in Schlieren ZH besucht hatte, wurde der Serbe vor seinem Wohnhaus in Killwangen AG brutal erstochen. Vier Monate später suchte die Aargauer Staatsanwaltschaft in einem Fahndungsaufruf nach einem älteren, grauen Audi A4. Mit Erfolg: Besitzer Agron T.* (41) aus Dietikon ZH wurde Mitte Oktober verhaftet – und sitzt seitdem in U-Haft.
Doch wer ist der Montenegriner mit Schweizer Pass? Und wie konnten ihn Kantonspolizei und Staatsanwaltschaft ermitteln?
Tatverdächtiger lebt seit 20 Jahren in der Schweiz
BLICK ging auf Spurensuche zum Killer von Killwangen – und fand heraus: Agron T. wuchs im östlichen Teil Montenegros auf. Er machte eine Lehre als Elektroinstallateur. Seine Ehefrau heiratete er im Heimatland, kam mit ihr vor 20 Jahren in die Schweiz.
In Dietikon wohnte die Familie seit 2002. Drei Kinder kamen zur Welt. Vor acht Jahren erhielt Agron T. den Schweizer Pass. Er arbeitete als Plattenleger, seine Frau ist arbeitslos.
In seiner Heimat soll Agron T. zwei Häuser besitzen. Seine Eltern und zwei Geschwister leben in Rožaje. In der Schweiz soll er einen Bruder haben. Und: Agron T. soll mit dem Opfer verwandt sein, er ist der Ehemann der Nichte von Sadik R.
Aufwendige Ermittlungsarbeit führte zum Fahndungserfolg
Nach der Tat befragten die Ermittler über 100 Personen aus dem grossen Umfeld des Toten. BLICK weiss: Sie gingen auf der Suche nach der Täterschaft wie beim Vierfachmord von Rupperswil AG vor. Heisst: Sie suchten unter anderem die Strecke vom Fest in Schlieren bis nach Killwangen nach Videoüberwachungsbildern ab.
Resultat: Auf Aufnahmen soll demnach zu sehen sein, wie der Audi von Agron T. dem Wagen von Sadik R. nach dem Fest in Schlieren nach Killwangen folgt. Und: Nach der Tat soll das Auto auf dem Weg Richtung Dietikon wieder gefilmt worden sein.
Dies würde auch zu Aussagen von Zeugen passen, die den Audi am Fest gesehen haben – und am Wohnort von Sadik R. gehört haben wollen, wie er laut wegfuhr. Zudem soll Agron T. der einzige Bekannte des Opfers gewesen sein, der einen solchen Audi fuhr. Gut möglich, dass genau dieser Umstand den Ermittlern bekannt war, als sie das Auto pro-aktiv suchten. Und so Agron T. eine Falle stellten.
Agron T. bestreitet die Tat
Die Ermittler sollen zudem Antennensuchläufe durchgeführt und nach der Festnahme das Handy von Agron T. ausgewertet haben. Ergebnis: Sein Bewegungsprofil in der Tatnacht spricht gegen ihn.
Ist Geld das Motiv? Sadik R. soll Mit-Organisator des Festes gewesen sein und seiner Frau nach der Attacke nur noch gesagt haben können, dass er überfallen worden sei. Offen ist auch, ob die Tatwaffe gefunden wurde und ob es Mittäter gibt. Sicher ist dagegen: Agron T. bestreitet die Tat – und seine Frau schweigt.
Die Aargauer Staatsanwaltschaft hat derweil ein Verfahren gegen den Beschuldigten eröffnet. «Wegen vorsätzlicher Tötung», so Sprecherin Fiona Strebel. Wie man dem Tatverdächtigen auf die Spur gekommen ist, bleibt geheim. «Wir äussern uns aus ermittlungstaktischen Gründen nicht dazu.» Es gelte die Unschuldsvermutung.
Sollte Agron T. jedoch vor Gericht landen, drohen ihm mindestens fünf Jahre Gefängnis. Seine Anwältin möchte keine Stellung zum Fall nehmen.
* Name geändert
** Name bekannt