200'000 Franken zockte Leeroy E. aus Nigeria einer Schweizerin ab. Unter einer falschen Identität lernte sie E. auf dem Online-Datingportal «Badoo» kennen. Immer wieder verlangte er Geld, das die Westschweizerin bereitwillig überwies. Leider ist dies bei weitem kein Einzelfall. BLICK beantwortet die wichtigsten Fragen.
Was ist «Romance Scam»?
So wird der Betrug genannt, der auf liebesbedürftige Menschen abzielt. Die Betrugsform hinterlässt nicht nur leere Konten, sondern auch gebrochene Herzen, wie die Schweizerische Kriminalprävention (SKP) warnt. Betrüger geben sich unter falschen Identitäten auf Datingportalen und in sozialen Netzwerken als verliebte Verehrer aus.
Wie viele Fälle gibt es in der Schweiz?
Dem Bundesamt für Polizei (Fedpol) wurden im Jahr 2016 insgesamt 140 Fälle gemeldet, Tendenz steigend. «Die Dunkelziffer ist aber relativ hoch», sagt Fedpol-Sprecher Niklaus Sarbach zu BLICK.
Wer steckt dahinter?
Äusserst selten handelt es sich um Einzeltäter. «Die Betrugsmasche ist sehr professionell», sagt Sarbach. «Meistens stecken organisierte Banden dahinter.» Diese befinden sich vor allem in Nordafrika oder im karibischen Raum. Uschi Tschorn aus Deutschland, die selbst Opfer wurde, reiste nach Ghana, um die Täter aufzuspüren. Sie sah die kriminellen Machenschaften der Profi-Betrüger mit eigenen Augen.
Weshalb fallen Menschen auf die Masche rein?
Zum einen gehen Betrüger sehr durchdacht vor. Sie weisen sehr glaubhafte und gut dokumentierte Lebensgeschichten vor. «Sie geben sich als attraktive und charismatische Personen aus», sagt Laura Brand, Projektleiterin bei der SKP. Opfer sehen in ihnen den perfekten Partner oder die perfekte Partnerin. Opfer Uschi Tschorn sagt: «Es kann jedem passieren.» Ziel seien auch verheiratete Männer und Frauen. Diese werden scheinbar beiläufig auf Facebook kontaktiert, Vertrauen wird aufgebaut. «Schliesslich bringen sie ihre Opfer auf die Liebesschiene. Diese denken dann: Der liebt mich!», erklärt Tschorn. Scheidungen seien daraufhin keine Seltenheit.
Was sollen Opfer tun?
Laura Brand rät: «Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei. Brechen Sie den Kontakt sofort ab. Informieren Sie andere über die Betrugsmasche.» Meldungen kommen selten freiwillig, da die Hemmschwelle gross sei. Niklaus Sarbach begründet: «Die Opfer schämen sich oft, drauf reingefallen zu sein, und reagieren in vielen Fällen erst, wenn der finanzielle Schaden bereits gravierend ist.» Das Ausmass des schweizweiten Schadens liesse sich aber nur schwer einschätzen, so Sarbach.
Gibt es eine Opferhilfe?
Scam-Opfer haben in der Regel keinen Anspruch auf Opferhilfe im Sinne des Opferhilfegesetzes. Jedoch tun sich jetzt Betroffene zusammen. Uschi Tschorn gründete in Deutschland die «SOS – Selbsthilfe – Liebesbetrug». Mit der Gruppe will sie anderen helfen, die meistens alleine hilflos dastehen. Darunter sind zurzeit auch zwei Schweizerinnen aus Zürich, denen Beträge von mehreren Tausend Franken entwendet wurden. «Psychologen sind überfordert, die Opfer fühlen sich nicht ernstgenommen», so Tschorn.
Was tun die Behörden diesbezüglich?
Zunächst ist die zuständige Kantonspolizei für den Fall verantwortlich. «Handelt es sich um internationale Ermittlungen, kommt Fedpol ins Spiel», erklärt Niklaus Sarbach. Dies sei oft der Fall, da die meisten Betrügerbanden im Ausland agierten. Dabei sei es aber schwer, einzelne Täter ausfindig zu machen. Weitere Instanzen sind das Europäische Polizeiamt (Europol) und Interpol. Europol-Sprecherin Claire Georges bestätigt BLICK: «Wir sammeln alle Beweise auf Anfrage von nationalen Polizeibehörden und bringen die Verbrechergruppen zur Strecke.»
Die Schweizerische Kriminalprävention (SKP) gibt folgende Ratschläge, um sich vor Liebesbetrügern zu schützen:
- Zahlen Sie niemals Geld an Menschen, die Sie nicht persönlich offline kennen. Ganz egal, wie herzerweichend die Geschichte dahinter klingen mag.
- Werden Sie umso misstrauischer, wenn das Geld mittels eines Geldtransfer-Services wie Western Union oder Moneygram überwiesen werden soll. Diese Services werden gerne von Betrügern und Betrügerinnen genutzt, da die Überweisungen nicht nachverfolgt werden können. Sobald das Geld vom Empfänger oder der Empfängerin abgeholt wurde, ist es für immer weg.
- Telefonnummern können gefälscht werden. Ein Telefonanruf von einer Telefonnummer mit Schweizer Vorwahl muss nicht gezwungenermassen aus der Schweiz kommen (Spoofing).
- Stellen Sie kritische Fragen und versuchen Sie, Ihrem Gegenüber auf den Zahn zu fühlen. Hinterfragen Sie die Antworten genau.
- Bleiben Sie so anonym wie möglich. Geben Sie keine Telefonnummer oder Adresse heraus.
- Verschicken Sie keine intimen Bilder oder Videos von sich selbst, die Sie nicht einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen würden. Liebesbetrüger erpressen zahlungsunwillige oder -unfähige Betroffene inzwischen auch mit solchen Aufnahmen (Sextortion).
Die Schweizerische Kriminalprävention (SKP) gibt folgende Ratschläge, um sich vor Liebesbetrügern zu schützen:
- Zahlen Sie niemals Geld an Menschen, die Sie nicht persönlich offline kennen. Ganz egal, wie herzerweichend die Geschichte dahinter klingen mag.
- Werden Sie umso misstrauischer, wenn das Geld mittels eines Geldtransfer-Services wie Western Union oder Moneygram überwiesen werden soll. Diese Services werden gerne von Betrügern und Betrügerinnen genutzt, da die Überweisungen nicht nachverfolgt werden können. Sobald das Geld vom Empfänger oder der Empfängerin abgeholt wurde, ist es für immer weg.
- Telefonnummern können gefälscht werden. Ein Telefonanruf von einer Telefonnummer mit Schweizer Vorwahl muss nicht gezwungenermassen aus der Schweiz kommen (Spoofing).
- Stellen Sie kritische Fragen und versuchen Sie, Ihrem Gegenüber auf den Zahn zu fühlen. Hinterfragen Sie die Antworten genau.
- Bleiben Sie so anonym wie möglich. Geben Sie keine Telefonnummer oder Adresse heraus.
- Verschicken Sie keine intimen Bilder oder Videos von sich selbst, die Sie nicht einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen würden. Liebesbetrüger erpressen zahlungsunwillige oder -unfähige Betroffene inzwischen auch mit solchen Aufnahmen (Sextortion).