BLICK beweist: Mindestens ein Pferd war krank, jetzt liegen Armee-Tiere flach
Thurgauer verkauften kranke Quälhof-Pferde

Sie wurden über die ganze Schweiz verteilt. Die Pferde von Ulrich K. aus Hefenhofen TG sind bei neuen Besitzern untergebracht. Doch: Die Tiere sind womöglich krank und verbreiten das hochansteckende Druse-Bakterium!
Publiziert: 23.08.2017 um 23:55 Uhr
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Aktualisiert: 16.10.2018 um 22:35 Uhr
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Schleppten das Druse-Virus ins Kompetenzzentrum der Armee ein: Die Pferde von Ulrich K. aus Hefenhofen TG waren auch noch krank. Jetzt liegen acht Militär-Pferde flach.
Foto: Peter Mosimann
Marco Latzer

Sie gingen weg wie warme Weggli. 80 Pferde vom Quälhof von Ulrich K.* (49) aus Hefenhofen TG wurden letzte Woche zum Maximalpreis versteigert – und mit ihren Besitzern in der ganzen Schweiz verteilt. Was wohl nur die wenigsten Käufer wussten: Die Pferde könnten die Druse in sich tragen – eine hochansteckende Infektionskrankheit. Die Symptome sind ähnlich wie bei einer schweren Grippe. Die Pferde müssen bei einer Erkrankung bis zu acht Wochen unter Einsatz von Antibiotika wieder mühsam aufgepäppelt werden.

Tierarztbericht attestierte Druse bei Quälhof-Pferd

Brisant: Schon Tage vor der Versteigerung war bekannt, dass die Quälhof-Pferde infiziert sein dürften! BLICK liegen Auszüge eines tierärztlichen Besuchsprotokolls vom 11. August vor. Bei einem Pferd steht: «Drusensymptom. Trüber Augenausfluss.» Der Luzerner Kantonstierarzt Otto Ineichen bestätigt die Echtheit des Dokuments: «Das Schreiben entstand im Rahmen eines Auftrags, den der Veterinärdienst Luzern aufgrund eines Rechtshilfeersuchens der Staatsanwaltschaft des Kantons Thurgau ausgeführt hat.»

Aus dem Schreiben geht hervor: Der Befund wurde auch an das zuständige Thurgauer Veterinäramt weitergeleitet. Dieses zog die Versteigerung unter der Verantwortung des umstrittenen Veterinärs Paul Witzig (62) trotz des Verdachts durch. Die Käufer erfuhren nichts davon.

Die Halter wussten von nichts

Im Kompetenzzentrum von Schönbühl BE liegen bereits acht Militär-Pferde flach. Diagnose: Druse! «Es ist eine wahrscheinliche Annahme, dass das Bakterium durch die Pferde aus Hefenhofen eingeschleppt wurde. Hundertprozentig nachweisen lässt sich das aber wohl nicht», sagt Jürg Liechti, der Chef des Kompetenzzentrums.

Nun bangen auch die neuen Besitzer um ihre Tiere. «Ich bin stinkhässig. Nun muss ich meine Stute wohl isolieren – falls es nicht schon zu spät ist!», sagt eine der neuen Besitzerinnen zu BLICK. Seit der Ankunft stand das Tier bereits tagelang mit anderen, gesunden Artgenossen auf der Weide. Wie dieser Frau dürfte es zahlreichen neuen Haltern im ganzen Land ergehen. Denn von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit können bis zu 14 Tage vergehen.

Was sagen die Thurgauer Behörden dazu? «Die Beurteilung vor Ort hat keinen dringenden Verdacht ergeben, dass es sich um ein akutes Geschehen handelt. Es war mitgeteilt worden, dass im letzten Winter die Krankheit im Stall K. aufgetreten war. Das Krankheitsgeschehen sei allerdings seit einiger Zeit abgeklungen», schreibt Informationschef Walter Hofstetter auf Anfrage.

Jürg Liechti von der Armee betont: «Die Druse ist keine meldepflichtige Krankheit.» Tierschützer Erwin Kessler widerspricht vehement: «Meldepflicht ist das eine, es gibt aber auch noch eine Sorgfaltspflicht. Und die hat Kantonstierarzt Witzig nicht zum ersten Mal sträflich vernachlässigt!»

*Name der Redaktion bekannt

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