BLICK besuchte Rigi-Räuber Paul K. im Knast
«Ich tat es für meine Familie»

Paul K.* führte ein Doppelleben: Offiziell Familienvater, heimlich Bankräuber. Bis man ihn letztes Jahr nach einem Überfall auf der Rigi festnahm. Nun spricht der Häftling exklusiv mit BLICK über seine Beweggründe.
Publiziert: 31.10.2017 um 15:28 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 09:16 Uhr
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Familienvater Paul K.* führte ein Doppelleben als Dental-Techniker und Bankräuber.
Anian Heierli

Paul K.* (56) überfällt am 12. Juli 2016 die Kantonalbank in Weggis LU. Danach flüchtet er mit der Seilbahn auf die Rigi. Oben angekommen, klicken die Handschellen. Die Polizei führt den Täter mit der Gondel ab, während Touristen das Spektakel verfolgen. Die missglückte Flucht sorgt landesweit für Lacher. Doch die Witze verstummen, als in der U-Haft auskommt: K. ist kein Hobby-Räuber, sondern ein Serientäter. Er plünderte schon 2015 zwei Luzerner Kantonalbanken, am 26. November in Hochdorf und am 12. Februar in Rothenburg (BLICK berichtete). 

Das schlechte Gewissen plagt den Bankräuber

Heute sitzt K. im Gefängnis Grosshof in Kriens LU. Hier wartet er auf seinen Prozess. Ein Datum steht noch aus. BLICK konnte den Bankräuber vorgängig im Knast besuchen: «Die Überfälle tun mir leid», sagt er. Der Häftling hat Augenringe und sieht müde aus. Ihn plagt sein schlechtes Gewissen: «Ich entschuldige mich bei den Bankangestellten.» Persönlich dürfe er das leider nicht. Doch ihm ist klar, dass einige Opfer vielleicht bis heute wegen ihm leiden.

Fakt ist: K. ging brutal vor. Er zwang das Schalterpersonal mit vorgehaltener Pistole zur Geldausgabe. Er beteuert aber: «Ich wollte niemanden verletzen. Die Waffe war nicht echt. Sie verschoss nur Plastikkügelchen.» Der ehemals selbständige Dental-Techniker hatte sich die Pistole im Fachhandel besorgt und sie in seinem Labor versteckt.

Er war jedes Mal betrunken

Das Vorgehen von K. hatte System. Er überlegte sich, wann, wie und wo er zuschlägt. Er sagt: «Ich wählte gezielt Banken.» Er habe sich gedacht: «Hier ist der Schaden kleiner als beim Juwelier oder bei Privatpersonen.» Seine Tarnung war jedoch nur zu Beginn durchdacht. Er verhüllte sein Gesicht in Rothenburg mit einer Maske, in Hochdorf mit einer Sturmhaube. Doch in Weggis wurde er nachlässig. Beim fehlgeschlagenen Überfall trug er nur eine Mütze und eine Sonnenbrille. «Ich war betrunken und vergass meine Maske», sagt er. «Nüchtern könnte ich niemanden ausrauben. Ich war jedes Mal alkoholisiert.»

Doch warum überfällt ein Schweizer Stiefvater mit sauberem Leumund drei Banken? «Ich war in einer finanziellen Notlage, tat es für meine Familie.» Details dazu will er aber erst am Prozess nennen.

Seine Ehe zerbrach an den Überfällen

K. führte ein Doppelleben – offiziell Familienvater, heimlich Bankräuber. Seine Frau wusste nichts davon. BLICK sprach unmittelbar nach seiner Festnahme mit ihr. Sie fiel damals aus allen Wolken und hielt zu ihrem Mann. Doch mittlerweile ist die Ehe vorbei. Sie hat ihn verlassen. Die Beziehung zerbrach an K.'s dunkler Seite.

Trotzdem hat er sich mit der Situation abgefunden. Laut K. will die Staatsanwaltschaft sieben Jahre fordern. Deshalb hat er einen grossen Wunsch: «Nach dem Prozess möchte ich in den offenen Vollzug.»

* Name der Redaktion bekannt

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