Er zockte Gläubige ab, um seine Spielsucht zu befriedigen: Der Küssnachter Ex-Pfarrer Peter C.* (47) wurde deswegen vom Churer Bischof Vitus Huonder (76) entlassen. Und nicht nur das: Das Bistum Chur hat gegen C. Strafanzeige erstattet. Denn wahrscheinlich verzockte C. auch Pfarreigelder. Nur mit einer Anzeige könnte «Klarheit über das Ausmass geschaffen werden», schreibt das Bistum Chur am Dienstag in einer Mitteilung.
Ausserdem hat das Bistum Chur mittlerweile eine Anlaufstelle für Geschädigte eingerichtet. Bisher haben sich 58 Betroffene gemeldet. Wie viel Geld C. genau verspielte, steht noch nicht endgültig fest. Erste Recherchen zeigen aber: Es sind mindestens 2,16 Millionen Franken! Geschädigte können sich nun bei Rechtsanwalt und Notar Robert Bühler melden. Er müsse sich jetzt ein genaues Bild machen. Das Mandat habe er erst jetzt bekommen, sagt er auf Anfrage zu BLICK.
Für Casinos gesperrt
Zu den 2,16 Millionen Franken Schulden kommen Forderungen aus Immobiliengeschäften in Süddeutschland von 195'000 Euro und 283'000 Euro. Nach Angaben seines Anwalts ist die erste Forderung unbestritten, die zweite wird aber nicht anerkannt und ist Gegenstand eines Strafverfahrens im Kanton Schwyz.
Der ehemalige Pfarrer befindet sich wegen seiner Spielsucht zur Zeit in stationärer Behandlung. Auf diese werde während mindestens einem Jahr eine ambulante Behandlung folgen, teilte sein Anwalt mit. Sein Mandant wolle sich zum eigenen und zum Schutz Dritter in vermögensrechtlichen Belangen verbeiständen lassen. Zudem habe er sich in allen Casinos der Schweiz und der Nachbarländer sperren lassen.
Sein Anwalt hatte sich gestern an die Gläubiger mit einem Brief gewandt. Demnach hat C. kein Geld mehr, kann die Schulden nicht tilgen. Nach der Therapie soll C. in ein Kloster gehen. «So soll er nach der Entlassung die Möglichkeit erhalten, in einem Kloster bis Ende dieses Jahres eine Auszeit zu nehmen und von dort aus die ambulante Therapie weiterzuführen», zitiert die «Luzerner Zeitung» aus dem Brief.
Über 16'000 Franken für Pfarrer gesammelt
Seinen Gläubigern erzählte C., das Geld für gemeinnützige Zwecke zu nutzen, wie Projekte in Afrika. Einige warten schon seit Jahren auf Rückzahlung – vergebens. Das Bistum Chur wusste von seiner Spielsucht, bot ihm mehrmals Hilfe an. Als der Schulden-Pfarrer erneut das Angebot, sich therapieren zu lassen, ausschlug und stattdessen an die WM nach Russland fuhr, platzte dem Bischof der Kragen. Peter C. verlor sein Amt.
Trotz allem stehen die Küssnachter hinter ihrem ehemaligen Pfarrer. Eine Crowdfunding-Aktion, die ihm beim Tilgen seiner Schulden helfen soll, hat bereits über 16'000 Franken eingebracht. Auch eine Online-Petition wurde lanciert – mit jeder Menge positiver Resonanz.
Was mit dem Crowdfunding-Geld passiert, ist unklar. Angesichts der über 2 Millionen Spielschulden, dürfte die Summe aber nur ein Tropfen auf den heissen Stein sein. (jmh/SDA)
* Name geändert