In Zentraleuropa gibt es 750, in der Schweiz etwa 600 Wildbienenarten. Doch weltweit erbringen lediglich rund 2 Prozent der Arten 80 Prozent der Bestäubungsleistung, die alle Wildbienen zusammengenommen erzielen. Dies berichten die Autoren einer globalen Studie, an der auch die Agrarforschungsanstalt Agroscope und die Universität Bern beteiligt waren.
3000 US-Dollar pro Hektare beträgt die Wertschöpfung im Schnitt, die diese wilden Pollensammler durch die Bestäubung von Kulturen beitragen. Das ist gleich viel wie durch Honigbienen gewonnen wird, berichten die Forscher im Fachjournal «Nature Communications».
Diesen häufigen Arten könne mit bewährten Massnahmen wie Biolandbau, Blühstreifen und Ackerrandsäumen recht einfach geholfen werden, schrieb die Agroscope in einer Mitteilung vom Dienstag. «Diese Massnahmen werden bereits heute durch Direktzahlungen gefördert», liess sich Mitautor Felix Herzog von der Agroscope zitieren.
Für die Studie wertete das internationale Forscherteam 90 Studien zu Wildbienen, die Kulturpflanzen bestäuben, aus fünf Kontinenten aus. Sie gehörten 785 Arten an, was nur 13 Prozent aller Wildbienenarten darstellt. Aus der Schweiz flossen Daten aus dem Entlebuch ein. Die Studie wurde im Fachjournal «Nature Communications» veröffentlicht.
Für jede Art errechneten die Forschenden, wie viel sie wirtschaftlich zur Bestäubung von Kulturpflanzen beitrug. In Europa identifizieren die Wissenschaftler 41 agronomisch wichtige Bestäuberarten. «Die Studie zeigt, dass vor allem die häufigen, weit verbreiteten Bestäuberarten für die landwirtschaftliche Produktion wichtig sind», schreibt die Agroscope.
Das oft zitierte Argument, dass Wildbienen geschützt werden müssen, weil sie für die Ernährung des Menschen bedeutsam sind, gelte somit nur für einen Bruchteil der Arten. Es gebe jedoch gute Argumente, um auch die übrigen, selteneren Wildbienen zu schützen, betonen die Forschenden.
So stellt es eine Art Backup-System dar, wenn in einem Ökosystem mehrere Arten die gleiche Funktion ausüben. Sollten sich die Umstände verändern, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass auch nachher mindestens eine Art diese Aufgabe übernehmen kann. Weiter sei es heute unklar, welche Arten in Zukunft, wenn sich die Klimabedingungen möglicherweise verändert haben, für die Bestäubung wichtig sein könnten.
«Seltene Bestäuberarten sind für viele Wildpflanzen, die von generalistischen Bienen nicht bestäubt werden, überlebenswichtig», sagte Mitautorin Eva Knop von der Universität Bern. Um den weltweit dramatisch voranschreitenden Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen, seien daher gezielte Naturschutzmassnahmen für seltene Arten nötig, zeigten sich sowohl Herzog als auch Knop überzeugt.
Die Studienautoren empfehlen deshalb zweigleisige Schutzbemühungen für Wildbienen - kosteneffiziente, einfache Fördermassnahmen für die agronomisch bedeutsamen Arten und spezielle, gezielte Naturschutzstrategien für ihre gefährdeten Verwandten.
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