Beat Alter (46) sitzt beim Zmittag in Glattbrugg ZH. Im Garten der Casa Alegria hat er Teigwaren mit Fleischspiess bestellt. Doch dann muss der Aussendienstmitarbeiter leer schlucken. Er sieht, wie ein Abschleppwagen beginnt, ein Auto aufzuladen. Es ist seines!
Alter rennt los, hält den Mann vom Abschleppdienst auf. «Er erklärte mir, dass ich auf einem falschen Parkplatz geparkt habe», sagt Alter. Dann vergeht ihm endgültig der Appetit: 550 Franken verlangt der Abschlepper – «sonst wollte er mein Auto nicht mehr rausrücken!»
«Seit einem halben Jahr werden die Autos meiner Gäste regelmässig abgeschleppt», beschwert sich Mahmood Khalid (49), ein Schweizer pakistanischer Abstammung und Besitzer der Casa Alegria. Bis zu drei Mal pro Tag fährt vor dem Restaurant der Abschleppwagen vor. «Eine Frechheit», findet Khalid.
Zwar hat das Restaurant im Hinterhof fünf Parkplätze. Doch die reichen nicht aus. Die Gäste parkieren auch auf Plätzen, die anderen Mietern gehören – was die verständlicherweise gar nicht goutieren.
Ein Solarium schaltete die Autohilfe 24 ein. Das Unternehmen macht mit den Falschparkierern kurzen Prozess – operiert aber in einer rechtlichen Grauzone. Parkiert jemand falsch, ist der Abschleppwagen in Minuten dort, lädt das Auto auf und transportiert es nach Wallisellen ZH. Die Besitzer bekommen es erst wieder, wenn sie mehrere Hundert Franken zahlen. «Das ist Abzockerei», klagt der Restaurantbesitzer.
Beat Alter musste noch auf dem Parkplatz 550 Franken zahlen. «Erst dann liess der Mann mein Auto vom Kran herunter.» Er will nun Anzeige gegen die Autohilfe 24 erstatten, zusammen mit Nicole Lieberherr (43).
Die ehemalige FDP-Gemeinderätin von Opfikon ZH wusste zunächst gar nicht, dass sie falsch parkiert hatte. Nur zehn Minuten machte sie am 15. Juni halt im Casa Alegria – und fuhr dann weiter. Wenig später flatterte ihr eine saftige Rechnung ins Haus. 520 Franken fordert die Autohilfe 24 für eine «Leerfahrt»: Die Abschlepper waren ausgerückt, doch als sie ankamen, war Lieberherr bereits wieder weg.
«Das ist ein Skandal», sagen Nicole Lieberherr und Beat Alter. «Die Leute von Autohilfe 24 spielen sich als Polizisten auf und machen Jagd auf Falschparkierer, um abzukassieren.» Unterstützung erhalten sie von Strafrechtsprofessor Martin Killias (67). Er bezeichnet das Vorgehen der Autohilfe als «unverhältnismässig». «Es ist zu prüfen, ob die Straftatbestände der Sachenentziehung und der Nötigung erfüllt sind.»
Das heisst: Die Autohilfe 24 agiert an der Grenze zur Illegalität. Auch die Zürcher Stadtpolizei verfolgt ihr Vorgehen mit Skepsis. Sprecher Marco Cortesi empfiehlt betroffenen Personen, «immer dann Anzeige wegen Nötigung zu erstatten, wenn das Fahrzeug ohne direkte Bezahlung nicht herausgegeben wird».
Bei der Autohilfe 24 weist man die Vorwürfe vehement zurück. «Wir haben in Glattbrugg den klaren Auftrag, den Parkplatz von Falschparkierern freizuhalten.» Man behalte Autos nicht einfach zurück. Die Falschparker müssten der Firma lediglich die Kosten zurückerstatten, die sie durch ihr Fehlverhalten verursacht haben.
Ob das rechtens ist, muss nun die Justiz entscheiden.