Betroffene Mutter über plötzlichen Kindstod
So ging ich mit dem Schmerz um

Der Sohn von Peter und Daniela Spuhler wurde nur 50 Tage alt. Plötzlicher Kindstod riss ihn viel zu früh aus dem Leben. Wie es ist, auf diese Art ein Kind zu verlieren, weiss Iris Zünd-Steffen. Sie ist Vorstandsmitglied der Elternvereinigung SIDS (sudden infant death syndrome) Schweiz – und selbst betroffen.
Publiziert: 03.11.2015 um 17:14 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:36 Uhr
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Iris Zünd-Steffen (52), Vorstandsmitglied der Elternvereinigung SIDS (sudden infant death syndrome) Schweiz – und selbst von Kindstod betroffen.
Foto: zvg
Von Claudia Mascherin

Vor 17 Jahren lag Joschua tot im Stubenwagen. Er wurde nur elf Wochen alt. «Ich erinnere mich noch ganz genau an den Tag. Es war der 17. Dezember. In der Nacht hatte das Wetter gewechselt», sagt Mutter Iris Zünd-Steffen (52) zu Blick.ch. «Ich erinnere mich daran, wie ich Joschua am Abend davor das letzte Mal stillte. Ich sass im Dunkeln, Joschua schlief friedlich in meinen Armen ein. Am morgen um 8 Uhr fand ich ihn tot in seinem Bettchen.»

Wie war der Moment, als sie realisierten, dass Joschua nicht mehr atmete?
Es war eine Katastrophe, eine absolute Katastrophe. Ich erinnere mich noch sehr genau an die Gefühle. Den Schmerz. Obwohl ich eigentlich sehr vergesslich bin. Diesen Moment, in dem man realisiert, dass das eigene Kind tot ist, den vergisst man nicht. Oft habe ich meinen Mann darum beneidet, dass nicht er Joschua gefunden hat. Denn so völlig unvorbereitet ein eigenes Baby tot vorzufinden, kann man kaum verkraften.

Wie hat sich Joschuas Tod auf Ihre Beziehung ausgewirkt?
Wir hatten eigentlich noch Glück. Ich habe nicht typisch weiblich getrauert und mein Mann nicht typisch männlich. Frauen geben sich häufig ganz der Trauer hin, wollen nicht ins Leben zurückgehen. Männer versuchen häufig, zu verleugnen. Das gibt Spannungen. Vorerst schweisste uns die gemeinsame Trauer zusammen. Nichtsdestotrotz ist auch unsere Ehe auseinandergegangen.

Joschua hatte drei Geschwister, wie gingen die mit seinem Tod um?
Für Kinder ist die Situation schwierig einzuordnen. Sie sehen die Eltern leiden und leiden mit. Es ist darum wichtig, das tote Kind nicht überdimensional zum Thema zu machen. Die Kinder sollen nicht das Gefühl haben, dass sie weniger wert sind als das tote Geschwisterchen.
Speziell in unserer Situation ist, dass Joschua einen Zwillingsbruder hatte. Für Silvan war die Situation wohl am schwierigsten. Wurde er in der Schule gehänselt, sagte er immer, wäre Joschua noch hier, würde er zu mir stehen. Das machte es auch für mich schwer. Immer wieder musste ich mir sagen, dass Silvan eigenständig und nicht einfach die Hälfte eines Zwillingpaars ist.
Nach Joschuas Tod hatten wir noch einen Sohn. Als Nachfolgekind hatte er manchmal das Gefühl, hätte Joschua überlebt, würde es ihn nicht geben. Auch solche Gedanken gilt es zu bereden.

Was hat Ihnen bei der Verarbeitung geholfen?
Es ist etwas vom Schwierigsten. Mir gab der Glaube Halt und die Gespräche mit Ärzten, Freunden und Verwandten. Reden hilft. Aber es beschäftigt einem ein Leben lang. Eine bestimmte Bemerkung, ein Baby, das in ein Tuch eingehüllt ist, reicht – und alles kommt wieder hoch.

Was raten Sie betroffenen Eltern?
Eine Perspektive fürs eigene Leben macht es leichter. Man soll sich Ziele setzen und immer wieder sagen, das Leben geht weiter, der Schmerz lässt mit den Jahren nach. Mir hat auch geholfen zu akzeptieren, dass der Tod zum Leben gehört. Auch wenn er nicht so früh eintreten müsste.

Was für eine Position hat Joschua heute in ihrer Familie?
Er gehört immer noch zu uns. Ich stelle mir vor, dass er einen parallelen Weg geht. Für gewöhnlich fliesst er einfach mit. Und manchmal kreuzen sich unsere Wege, dann tuts weh.

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