Die homophoben Aussagen des Churer Bischofs Vitus Huonder schlagen weiter Wellen. Nach Rapper Gimma und Bluesmusiker Philipp Fankhauser berichtet nun auch Bestseller-Autor Claude Cueni von sexueller Belästigung durch katholische Würdenträger.
Bereits in seinem vor einem Jahr veröffentlichten autobiographischen Roman «Script Avenue» hatte Cueni über seine Zeit im Kollegium Schwyz und über den pädophilen Priester geschrieben, der ihn und seine Internats-Kameraden immer wieder unsittlich berührt hatte. Der mittlerweile verstorbene Mann war vom Bistum Chur an der Schule eingesetzt worden, ehe das Kollegium an den Kanton übergegangen war.
Cueni bricht sein Schweigen
Eigentlich hatte Cueni zu dem Thema nichts mehr sagen wollen. Die Passage sei ein kleiner Teil in einem 650-seitigen Buch und die Verantwortlichen liessen sich heute nicht mehr zur Verantwortung ziehen, begründete er dies.
Die jüngsten Ereignisse ändern das nun. «Diese Heuchelei ist unerträglich», sagt Cueni zu Blick.ch. «Herabwürdigende Aussagen über Homosexuelle machen, aber dafür Pädophile in den eigenen Reihen dulden. Das ist eine Verlogenheit, die mich bei der katholischen Kirche nicht überrascht. Äusserst stossend finde ich sie dennoch.»
«Der schwule Präfekt regt mich auf»
Zwar habe ihn nach der Veröffentlichung von «Script Avenue» ein Bischofsvikar des Bistums Chur besucht, «um Näheres über die damaligen Vorfälle zu erfahren». Der Abgesandte des Bischofs habe sich aufrichtig interessiert gezeigt. «Ich habe das Gespräch mit ihm in sehr positiver Erinnerung. Er hat mich nachhaltig beeindruckt.»
Cueni gab dem Kirchenmann die Namen und Adressen von ehemaligen Mitschülern, die sich bereit erklärt hatten, über die Geschehnisse Auskunft zu geben – beim Kanton hatte der Bischofsvikar in dieser Sache auf Granit gebissen. Und er zeigte ihm einen Tagebucheintrag aus dem November 1973, wie er in seinem Blog schreibt. «Das Glockengebimmel regt mich auf, der schwule Präfekt auch», heisst es darin.
«Hoffe, dass Kirche und Staat bald getrennt werden»
Trotz Cuenis Hilfe geschah danach nichts mehr. «Der Vikar muss seinem Bischof Vitus Huonder davon berichtet haben», sagt Cueni. Dass Huonder die Pädophilen in den eigenen Reihen daraufhin nicht mindestens der «Gräueltat» bezichtigte, enttäusche ihn.
«Aber wie gesagt, es überrascht mich nicht. Man muss sich fragen, ob die katholische Kirche nicht zu einer geschützten Werkstatt für Pädophile wird», so Cueni. «Die zahlreichen Kirchenaustritte geben eine Antwort darauf. Ich hoffe, dass Kirche und Staat bald einmal getrennt und Religion Privatsache wird. Es ist auch nicht einsichtig, wieso Aktiengesellschaften und andere juristische Personen für solche Vereine vom Gesetz verpflichtet werden, Steuern zu bezahlen.»