Pandemie und Personalnotstand: In Schweizer Spitälern wurde die Krise mittlerweile Alltag. Aktuell ist der Brennpunkt vor allem auf den Notfallstationen und in der Pflege. Die Gründe dafür sind vielfältig.
In vielen Notaufnahmen hat sich die Patientenzahl innert eines Jahrzehnts verdoppelt, hat der «Tages-Anzeiger» zusammengetragen. Das liegt daran, dass die Bevölkerung immer älter wird. Und weil Hausarztpraxen immer mehr zur Mangelware werden. Die Pandemie hat das ohnehin ausgelastete System noch zusätzlich belastet.
Pflege-Initiative konnte «Pflexit» nicht bremsen
Was ebenfalls zum Notstand beiträgt: der Personalmangel. Vor fast genau einem Jahr wurde die Pflege-Initiative mit über 60 Prozent Ja-Stimmen angenommen. Das Versprechen: Bessere Arbeitsbedingungen für das Pflegepersonal.
Yvonne Ribi (46), Geschäftsführerin des Schweizer Berufsverbands der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner SBK, sagt zu Blick: Der Personalmangel in der Pflege hat sich seither nur weiter verschärft – und die Auswirkungen werden zunehmend auch für Kranke und Verletzte spürbar: «Wir haben zu wenig Zeit für unsere Patientinnen und Patienten und deren Angehörige.»
«Wir brauchen flächendeckende Lösungen»
Ihre Befürchtung: Die hohen Energiepreise und die Inflation könnten den Druck auf die Pflege noch erhöhen, weil die Spitäler höhere Fixkosten haben. Und diese nicht ohne weiteres an die Patienten oder Krankenkassen und Kantone weitergeben können.
Das Pflegepersonal müsse mit Sofortmassnahmen entlastet werden, um den Beruf attraktiver zu machen: «Einzelne Institutionen haben schon Massnahmen ergriffen wie weniger Arbeitszeit oder höhere Löhne. Aber wir brauchen flächendeckende Lösungen.»